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Seen unter Grönlands Eis

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Seen unter Grönlands Eis
13-11-29 Grönland.jpg
Credit: Thinkstock
Der Eispanzer der Antarktis ist geradezu durchlöchert von unterirdischen Seen. Nahezu 400 Stück haben Forscher bisher entdeckt. Der größte von ihnen, der Vostok-See, bringt es auf eine Fläche von 12.500 Quadratkilometern. Unter Grönlands Gletschern suchten die Forscher hingegen vergeblich nach Seen – bis jetzt. Britische Forscher haben zwei kleine Gewässer unter dem Eis aufgespürt. Sie unterscheiden sich deutlich von ihren Pendants auf der anderen Seite der Erde.

Unter dem dicken Eis der Pole sind zahllose Überraschungen verborgen. Im August dieses Jahres verkündeten Forscher die Entdeckung eines gigantischen Canyons unter Grönlands Gletschern. Im Oktober zeigten Forscher, dass das Schelfeis am Südpol mit hunderte Meter hohen Rinnen untertunnelt ist. Im November schließlich publizierten Forscher eine Studie zu bisher unbekannten Vulkanen unter dem Eispanzer der Antarktis.

 

Angesichts dieser spektakulären Funde scheint die Entdeckung zweier kleiner subglazialer Seen keine große Sache zu sein. Doch tatsächlich sind die Wasserreservoire, die ein Team um Steven Palmer von der University of Cambridge 800 Meter tief unter einem grönländischen Gletscher aufspürte, die allerersten ihrer Art. Während in der Antarktis bereits 1970 der erste See unter dem Eis entdeckt wurde, fahndeten die Forscher am entgegengesetzten Ende der Welt vergeblich danach. Ein Erklärungsversuch dafür lautete, dass das Wasser im Norden schneller in Richtung des Eisrandes abfließe.

 

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Die zwei Seen, die die britischen Forscher durch Radarmessungen vom Flugzeug aus aufspürten und in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ beschreiben, sind mit einer Fläche von acht respektive zehn Quadratkilometern vergleichsweise klein – auch wenn die Messergebnisse nahelegen, dass zumindest einer der beiden einst dreifach so groß war. Der Eispanzer, unter dem sie liegen, ist rund 800 Meter dick. Auch hier liefern die antarktischen Seen beeindruckendere Zahlen. Der Vostok-See etwa liegt in 3,7 Kilometern Tiefe.

 

Salzige Sole oder frisches Schmelzwasser?

 

Tatsächlich sind die Voraussetzungen für die Entstehung von Seen in Grönland anders als in der Antarktis. Im Norden steigen die Temperaturen im Sommer gelegentlich über null Grad, während das Thermometer im Süden nicht über den Gefrierpunkt klettert. Daher sammelt sich auf Grönlands Gletschern mehr Schmelzwasser. Im Gegenzug ist die Antarktis von einer dickeren Eisschicht überzogen. Sie fungiert als Dämmung und sorgt dafür, dass die Temperaturen an der Sohle des Gletschers nur knapp unter null liegen. Die Temperatur am Grunde der grönländischen Seen hingegen schätzen Palmer und Kollegen auf -8 Grad Celsius.

 

Warum gefriert das Wasser im See bei solch niedrigen Temperaturen nicht einfach? Dafür gebe es zwei mögliche Erklärungen, schreiben die Forscher. Erstens: Bei den Seen handelt es sich um geschlossene Systeme, in denen sich einst Sole sammelte. Damit sie trotz der Kälte flüssig bleibt, müsste ihr Salzgehalt etwa drei Mal so hoch sein wie der des Meerwassers. Die zweite – und wahrscheinlichere – Erklärung: Die Seen sind Teil eines offenen Systems und werden regelmäßig mit Schmelzwasser von der Oberfläche aufgefüllt, das durch Risse im Eis sickert.

 

„ Unsere Ergebnisse zeigen, dass es in Grönland subglaziale Seen gibt, und dass sie ein wichtiger Bestandteil des Abwassersystems der Eisdecke sind“, sagt Palmer, der inzwischen an der University of Exeter arbeitet. „Die Bewegung des Wassers unter den Gletschern hat großen Einfluss darauf, wie schnell das Eis fließt. Verstehen wir diese Seen besser, können wir genauer vorhersagen, wie die Eisdecke auf die erwartete globale Erwärmung reagieren wird.“

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Nora Schlüter
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