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Pädophilie – abartig oder krank?

Gesellschaft|Psychologie

Pädophilie – abartig oder krank?

Der Artikel behandelt ein sehr akutes Thema. Gerade in diesem Bereich sind Tabus immer noch so verhärtet, dass Fehlinterpretationen entstehen. Danke für die Offenlegung des Irrtums, dass Sexualstraftaten an Kindern pädophil bedingt seien und dass deren Zahl an Gewalttaten eher recht gering ist. Leider geht der Artikel nicht auf die Fragestellung im Titel ein. Aus meiner Sicht ist die Antwort: weder abartig noch krank, sondern eher hilflos. Beide Begriffe dienen einer gesellschaftlichen (Ab)Wertung durch dogmatisierte Moralvorstellungen.

Eine abartige Frage! Sind Pädophile abartig oder krank? – Diese Frage setzt voraus, dass wir uns zwischen den genannten Alternativen entscheiden müssen.

Pädophilie ist weder eine Krankheit noch eine Abart, sondern eine Neigung wie jede andere, freilich auch eine Neigung mit ihren Gefahren und (das soll keineswegs bestritten werden!) engen moralischen Grenzen. Pädophilie und Normalität, Kindheit und Erwachsensein, Sexualität und Zärtlichkeit – das sind zwar berechtigte, aber äußerst unvollkommene Hilfsmittel der menschlichen Sprache.

In Wahrheit sollte es uns um die allgemeinere und weniger scheinheilige Frage gehen, wie man jedem Menschen – ob jung oder alt – auf seiner persönlichen Entwicklungsstufe körperlich, seelisch und geistig gerecht werden kann!

Selten habe ich in einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift einen ähnlich gut recherchierten Text gelesen. Die meisten Aussagen des Textes stimmen mit meiner Erfahrung von nahezu acht Jahren intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema überein.

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Besonders wichtig scheint mir die Erkenntnis, dass man eigentlich sehr wenig über Gründe und Entstehung von pädophilen Neigungen weiß. Tatsächlich befindet sich die forschende Wissenschaft bei diesem Thema in einer Zwickmühle. Denn sie steht im Spannungsfeld von Medien, öffentlicher Meinung und dem Anspruch wissenschaftlich korrekt zu sein – auch dann, wenn die Resultate nicht der allgemeinen political correctness entsprechen.

Respekt an Jochen Paulus. Vielen Dank für diesen Artikel.

Pädophilie, sexueller Kindesmissbrauch und Kinderpornographie sind Themen, die insbesondere in heutiger Zeit stark polarisieren. Die Verunsicherung hieraus ist dem Artikel deutlich anzumerken: Sie stellen zwar ein ausgewogenes Spektrum an Fakten vor, wofür Ihnen mein Respekt gebührt, Sie interpretieren letzten Endes diese Fakten aber nicht konsequent.

Sie stellen detailliert dar, dass die Begriffe „Kinderschänder“ und „Pädophile“ nicht zu verallgemeinern seien, da nur ein kleiner Teil der Übergriffe von tatsächlich Pädophilen verübt würden. Somit drängt sich eigentlich gleich zu Beginn die Frage auf, ob es um Pädophile oder um Kindervergewaltiger geht. Der Gestus und die Illustration des Artikels legt Letzteres nahe. Diese undifferenzierte Verwendung der Begriffe wird durch den gesamten Artikel aufrecht erhalten und nimmt dem Artikel einiges von seiner Sachlichkeit.

Im Text ist die Rede davon, Pädophile „in die Gesellschaft zu integrieren“, oder sie zu „therapieren“. Was dabei genau mit welchem Ziel therapiert werden soll, bleibt im Dunkeln. Echte Pädophile seien „für die Forschung ein großes Rätsel“, was für eine erfolgreiche Therapie schon eine schlechte Voraussetzung ist.

Auch stellt sich die Frage, ob Pädophilie und sexueller Kindesmissbrauch wirklich so viel miteinander zu tun haben, wie von Ihnen unglücklich suggeriert wird. Dieser Frage stellen Sie sich nicht, obwohl sie für das Thema sehr relevant gewesen wäre. Am Kern der Sache, der Pädophilie, geht der Artikel nämlich leider weitgehend vorbei.

Mit großem Interesse haben wir Ihren Artikel gelesen, wenn er auch die Antwort auf die in der Überschrift gestellte Frage schuldig blieb.

Wer „Pädophilie“ als etwas Natürliches betrachtet, wird nicht umhinkommen, auch die Zoophilie und Nekrophilie als „natürlich“ zu akzeptieren. Allen drei Störungen ist eins gemein: Die bevorzugten Objekte der Sexualbegierde sind grundsätzlich schwächer als ihre Benutzer! Die Tendenzen der Forscher zeigen immer deutlicher, dass man nicht bereit ist, die so genannte Pädophilie als „eigenständige sexuelle Orientierung“ zu akzeptieren und zu etablieren.

Vermutlich gibt es viele Personen mit diesen Neigungen, die verantwortungsvoll sind und nicht ein einziges Mal versuchen, sie in die Tat umzusetzen. Aber es gibt auch andere, die sich im Internet organisiert haben, um dort ungehemmt die Mär von der angeblichen Einvernehmlichkeit zu verbreiten und sich darüber zu beklagen, dass sie von der Gesellschaft ausgegrenzt werden.

Das entrückte Weltbild dieser Defekte ist so schwer gestört, dass sie nicht einmal vor der Behauptung zurückschrecken, dass der Gewaltanteil bei der Herstellung von Kinderpornographie bei lediglich zwei Prozent liegen würde.

Auch wir wissen, dass es einen hundertprozentigen Schutz von Kindern vor diesen Tätern nicht gibt und nicht geben kann. Aber eine deutlich strengere Bestrafung und psychiatrische Begutachtung dieser Gestörten würde zumindest dazu beitragen, Wiederholungstaten zu minimieren.

Jeder therapieresistente Sexualtäter muss davon ausgehen, dauerhaft hinter hohen Mauern sicherheitsverwahrt zu bleiben, denn jedes an Kindern verübte Sexualverbrechen geschieht keinesfalls im Affekt, sondern wird immer logistisch und strategisch geplant ausgeführt.

Ich möchte Ihnen ein großes Lob für einen der mit Abstand objektivsten und informativsten und alleine dadurch auch mutigsten Artikel zu diesem Thema aussprechen.

Ich selbst bin pädophil, suchte aber, als ich dies realisierte, umgehend Hilfe auf. Dies war jedoch nicht so leicht zu finden. Ein Therapeut sagte mir klipp und klar, dass er mich auf erwachsene Frauen „zurechtbiegen“ wolle und, sollte dies nicht funktionieren, die Therapie einstellen würde. Ich wurde auch an einen forensischen Psychologieservice verwiesen, der wiederum nicht an mir interessiert war, weil ich nicht straffällig geworden war. Dass es keinerlei Konzepte gibt, Pädophilen helfend entgegenzukommen, bevor sie straffällig werden, zeigt einen gewissen Zynismus in der Gesellschaft – was bei mir bis zu der Ironie ging, dass mir gesagt wurde, Therapie für mich gäbe es ja, wenn ich straffällig geworden wäre …

Solange von den Kinderschutzorganisationen Missbraucher und Pädophile in einen Topf geworfen werden, solange ein sachlicher Dialog mit Pädophilen blockiert wird, solange der Kinderschutz beim Opfer beginnt (wofür zunächst ein Opfer benötigt wird), fehlt ein ganz wesentliches Stück.

Das Problem ist, dass sich (nahezu) sämtliche Studien ausschließlich mit Straftätern beschäftigen, was eben nicht die gesamte Problematik abdeckt.

Thomas Cordts, via E-Mail

Ohne Titel

…und wir haben die aufmerksamsten und nettesten Leser der Welt. Mit über 30 Zuschriften der folgenden Art bescheinigten Sie uns zu der Beutelspacher-Kolumne in Heft 5/2004 auf Seite 63: „ Text völlig richtig, Bild falsch. Sehe bei aller Mühe kein Möbiusband. Mein Gehirn signalisiert: Falsches Foto. Hastig verdrilltes ordinäres Gummiband! Test für aufmerksame Leser? Der Artikel selbst ist sehr gut, weiter so – wir Leser passen schon auf!“

Also: Asche auf unser Haupt, das Foto zeigte in der Tat nur ein über Kreuz gedrehtes Ringband. Oben das richtige Gebilde, wie es August Friedrich Möbius Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieben hat. Sie hatten ja Recht, aber wussten Sie, dass das „Möbiusband“ zeitgleich (1858) und unabhängig auch von Johann Benedikt Listing gefunden wurde? Dieser Physikprofessor in Göttingen hatte Italien, Portugal und England erkundet, den Ätna vermessen, den Zucker im Diabetikerharn bestimmt und sich mit Knoten und Graphen beschäftigt. Das Gebilde könnte ebenso gut „Listing-Band“ heißen. Unser Bild zeigt das „Eindeloze Kronkel“ von Max Bill, zu bewundern im Park Middelheim, Openluchtmuseum voor Beeldhouwkunst.

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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