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Überalterung: Ursachen und Folgen des demografischen Wandels

Gesellschaft|Psychologie

Überalterung: Ursachen und Folgen des demografischen Wandels
(Bild: Adobe Stock, sergign)
Es wurde schon vor einigen Jahren prognostiziert und nun befinden wir uns mittendrin: Der demografische Wandel in Deutschland ist in vollem Gange. Die Altersstrukturen verändern sich umfassend, was große Auswirkungen auf das Leben und die Gesellschaft haben wird. In diesem Kontext wird zumeist von einer Überalterung der Gesellschaft gesprochen. Doch was genau geht dabei eigentlich vor sich, wie kommt es dazu und was sind die kurz- und langfristigen Folgen dieses Wandels?

Was bedeutet „demografischer Wandel“ im Detail?

Demografie bezeichnet die Bevölkerungswissenschaft, also alle Aspekte, die sich mit Daten und Strukturen der beziehungsweise einer Bevölkerung befassen. Die Zusammensetzung einer Gesellschaft und damit in Verbindung stehende soziale und politische Faktoren sind dabei im Fokus.

Der Begriff „demografischer Wandel“ steht demnach grundsätzlich lediglich für messbare Veränderungen und Entwicklungen in der Zusammensetzung einer Bevölkerung. So kann auch ein starker Bevölkerungszuwachs oder eine ansteigende Immigrationsrate damit gemeint sein.

Aus westlicher Sicht, insbesondere auch im Fall Deutschlands, wird damit jedoch häufig die wissenschaftliche Untersuchung der Veränderungen in der Altersstruktur bezeichnet.

Da insbesondere dieser Sachverhalt laut Prognosen große Auswirkungen auf unser alltägliches Leben haben wird, ist es ein wichtiges Thema, das uns heute und in den nächsten Jahren noch viel beschäftigen wird. Aktuelle Zahlen und Entwicklungen sagen für Deutschland nämlich voraus, dass die Bevölkerung im Schnitt immer älter werden wird. Daher spricht man in Fachkreisen von einer Überalterung der Gesellschaft, die bereits in vollem Gange ist.

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Spürbare Veränderungen

Im Grunde bedeutet das vereinfacht ausgedrückt: Es gibt mehr ältere Menschen, die Lebenserwartung steigt an und gleichzeitig nehmen die Zahlen jüngerer Menschen ab. So steigt nicht nur das Durchschnittsalter, sondern eben auch das Verhältnis zwischen jungen und alten Menschen verändert sich, was wiederum Auswirkungen auf die Realität im Land haben wird.

Damit verschiedene Institutionen, die von gesellschaftlichen Strukturen und Verhältnissen abhängig sind, weiterhin funktionieren, ist bei einer spürbaren Veränderung eine Anpassung nötig. Daher ist die Beobachtung der Altersstruktur ein großes Thema.

Deutschland hat sich schon lange von der klassischen und ausgeglicheneren Optimalverteilung der verschiedenen Altersgruppen entfernt, doch da sich die Entwicklungen in den nächsten Jahren nicht umkehren werden, kann ein Punkt erreicht werden, ab dem soziale Aspekte in ihrer aktuellen Form nicht mehr funktionieren würden.

Zahlen und Fakten zur Altersstruktur in Deutschland

(Bild: Adobe Stock, Monkey Business)

Doch was bedeutet es im Detail, wenn man von einer zunehmenden Überalterung spricht? Sind die Veränderungen überhaupt spürbar, oder fallen sie eher niedrig aus und sind höchstens von statistischer Relevanz?

Eine Kennzahl, an der sich die Veränderungen auch für Laien sehr leicht verständlich machen lassen, ist der Altersdurchschnitt der Bevölkerung. Dieser lag laut Erhebungen des statistischen Bundesamtes im Jahr 2016 bei 44 Jahren. Doch ohne einen Vergleich mit Zahlen aus der Vergangenheit hat dieser Wert nur wenig Aussagekraft. Denn um eine spürbare Überalterung zu diagnostizieren, müsste sich das Durchschnittsalter entsprechend entwickeln.

Genau dies ist allerdings der Fall. Im Jahr 1990 lag das Durchschnittsalter noch bei etwa 40 Jahren, zu Zeiten des Wirtschaftswunders bei 36 und vor dem ersten Weltkrieg sogar deutlich unter 30 Jahren.

Es dürfte also klar sein, dass es sich eindeutig um einen anhaltenden Alterungsprozess handelt. Dadurch verändern sich ebenfalls die Verhältnisse zwischen verschiedenen Altersgruppen. So wachsen die Anteile höherer Altersgruppen an, während die jüngeren Demografien gleichzeitig schrumpfen.

War im Jahr 1980 die Gruppe von unter 20-Jährigen mit 27 Prozent noch deutlich größer als die über 65-Jährigen (16 Prozent), so hat sich das Verhältnis bereits heute fast umgekehrt – nur noch 18 Prozent der deutschen Bevölkerung sind unter 20, während im Jahr 2018 bereits gut 28 Prozent über 60 Jahre alt waren. Sollten diese Entwicklungen nicht anhalten, so wird sich auf lange Sicht verändern, welche die größte Altersgruppe ist. Das hat einen schwerwiegenden Effekt auf unsere Bevölkerung – dazu später mehr.

Die Altersverteilung lässt sich in einer Statistik visualisieren, die man häufig unter dem Stichwort Bevölkerungspyramide sieht. Dieser Name kommt daher, dass zu Beginn der Sozialforschungen die Darstellung der meisten Länder eine grobe Pyramidenform vorwies.

Wenn die Anzahl der jeweiligen Altersgruppen links und rechts der Y-Achse in männliche und weibliche Menschen getrennt angegeben werden, so ergibt sich bei einer nach oben abnehmenden Verteilung eine Pyramide. Dies war historisch lange der Fall und ist auch aktuell an der weltweiten Bevölkerungspyramide noch erkennbar.

Die aktuelle deutsche Bevölkerungsstatistik (PDF) sieht jedoch völlig anders aus. Die heutige Grafik lässt sich eher in die Kategorie der Urnenform schieben – wenn auch mit einigen Besonderheiten. In Worte gefasst bedeutet das: Während entsprechend biologischer Gründe die jüngeren Altersklassen einen größeren Anteil ausmachen sollten, so ist dies heutzutage in Deutschland nicht mehr der Fall. Deutschland hat somit aktuell die älteste Bevölkerung in ganz Europa. Im Weltweiten vergleich liegen wir sogar auf Rang zwei.

Ursachen und Hintergründe

(Bild: Adobe Stock, kieferpix)

Doch wie kommt es dazu, dass sich die Altersstruktur fortlaufend verändert? Ganz trivial ist die Frage nicht zu beantworten. Dabei kommen sehr viele Faktoren zusammen, die aus den unterschiedlichsten Gründen einen mehr oder weniger großen Einfluss auf die Entwicklung der Demografie haben.

Die zwei größten Kennzahlen, die dabei ins Spiel kommen, sind eigentlich recht offensichtlich:

  1. Einerseits gibt es einen natürlichen Zuwachs jüngerer Bevölkerungsschichten durch die Geburtenrate.
  2. Auf der anderen Seite steht die Sterberate, mit der die Zahlen älterer Generationen abnehmen.

Ganz offensichtlich ist natürlich der Effekt dieser beiden Faktoren auf die Größe der Bevölkerung. Doch je nachdem, zu welcher Zeit sich diese Kennzahlen jeweils verändern, gibt es auch Effekte auf die Verhältnisse der Altersstruktur.

Zusammenspiel der Faktoren

Lässt beispielsweise die Sterberate nach, während die Geburtenrate vorerst noch konstant bleibt, steigen sowohl die Bevölkerungszahl als auch das durchschnittliche Alter an. Sinkt danach ebenso die Geburtenrate, wird die Pyramide immer schmaler. Dieser spezifische Prozess nennt sich demografischer Übergang und konnte in vielen westlichen Ländern als Konsequenz der Industrialisierung beobachtet werden. Die Sterberate sank dabei durch eine stetig wachsende Lebenserwartung. Dank medizinischer Fortschritte und einem immer höheren Lebensstandard stieg die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland zwischen 1960 bis 2016 von 69 auf über 80 Jahre an.

Das hat mehrere Effekte: Einerseits steigen dadurch sowohl Bevölkerungszahlen und Altersdurchschnitt an. Zusätzlich wachsen so insbesondere die sehr hohen Altersgruppen deutlich an. Altersklassen, die zuvor nur extrem kleine Zahlen verzeichnen konnten machen nun einen spürbaren Anteil aus.

Dazu kommen natürlich noch weitere Faktoren, die auf den demografischen Wandel einwirken können. Das Verhältnis von Zu- und Fortzügen sowie das Durchschnittsalter der Immigranten hat einen entsprechenden Einfluss auf die Entwicklung der Altersstruktur eines Landes. Auch einzelne gesellschaftshistorische Ereignisse können langfristige Auswirkungen auf den Altersaufbau haben. Viele davon lassen sich recht deutlich an der aktuellen Alterspyramide Deutschlands ablesen.

Gesellschaftliche und soziale Faktoren

So sind zwei deutliche Einkerbungen erkennbar – einmal etwa auf Höhe von 75 Jahren und nochmals etwa zwischen 55 und 48 Jahren. Während sich die Altersstruktur von diesem ersten Einknicken schnell erholt hat (auch dies ist auf eine bestimmte Entwicklung zurückzuführen), so scheint der Effekt des Einbruchs in den 1970er Jahren dauerhafter zu sein.

Dieser erste Einschnitt basiert auf dem extremen Geburtentief, das während dem zweiten Weltkrieg und am auffälligsten im Jahr 1945 stattgefunden hat. Dank des Wirtschaftswunders und der dabei rasant anwachsenden Geburtenrate erholte sich die deutsche Bevölkerung davon noch schnell.

Der nächste Knick hängt mit einer ganz bestimmten Entwicklung zusammen und trägt auch einen entsprechenden Namen: Pillenknick. Da gegen Ende der 60er Jahre die Antibabypille immer populärer wurde ließen die Geburtenraten plötzlich, aber bisher dauerhaft, sinken.

Die Geburtenrate ist also weiterhin recht niedrig – mit aktuell 1,57 Kindern je Frau liegt die Zahl deutlich unter den Werten der 60er Jahre die mit etwa 2,5 ihren Höhepunkt erreichten. Frauen des Jahrgangs 1933 waren mit 2,22 Kindern im Durchschnitt (PDF) die kinderreichsten der jüngsten Geschichte. Zusätzlich machen sowohl Medizin als auch Lebensstandard weiterhin Fortschritte, was die Lebenserwartung stetig verbessert. Die Entwicklungen sind also noch lange nicht zu Ende.

Die Prognose für die Gesellschaft

(Bild: Adobe Stock, Pavlo Vakhrushev)

Da bereits heute Auswirkungen der älter werdenden Gesellschaft spürbar sind und die Ursachen sich nicht verändern werden, sagen sozialwissenschaftliche Prognosen eine fortlaufende Überalterung der Gesellschaft voraus. Bis ins Jahr 2060 wird so bereits ein Zuwachs der höheren Altersgruppen um etwa 20 Prozent prognostiziert. Zwar steigt etwa seit dem Jahr 2012 die Geburtenrate wieder leicht an, doch diese Entwicklung ist in den Voraussagungen bereits berücksichtigt. Die Anzahl von Familien, die maximal ein bis zwei Kinder haben werden, wird ebenfalls laut den Prognosen weiter ansteigen.

Auch die Lebenserwartung steigt dank weiterer wissenschaftlicher und medizinischer Fortschritte weiterhin – im Jahr 2060 liegt laut dem statistischen Bundesamt der Wert bei 84,4 Jahren für neugeborene Jungen und sogar bei 88,1 Jahren für Mädchen.

Der über 90-jährige Teil der Gesellschaft, der bisher noch sehr klein ist, wird also enorm anwachsen. So wird für das Jahr 2050 bereits vorausgesagt, dass Personen ab 80 Jahren etwa 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen werden – ein gut doppelt so großer Anteil wie bisher.

Diesen prognostizierten Entwicklungen entsprechend wird also die ideale Pyramidenform noch weiter zurückgelassen und eine immer kopflastigere Form annehmen. In der Praxis heißt das: Wenn bisher der Anteil der Menschen im erwerbstätigen und selbstständigen Alter zu Kindern und älteren Menschen noch bei etwa 2:1 lag, so dürfte es 2050 bei etwa 1,3:1 liegen. Das hat natürlich verschiedene Auswirkungen auf das Leben in dieser älter werdenden Gesellschaft. In allen Aspekten des Zusammenlebens in Deutschland kündigen sich somit Veränderungen an, denen mit entsprechenden Maßnahmen entgegnet werden muss.

Die Langzeit-Auswirkungen auf unser Leben

Wenn die Überalterung, vor der so viel gewarnt wird, entsprechend der Prognosen weiterhin eintreten wird, so werden einige direkte und indirekte Folgen auf das Gesellschaftsbild einwirken. Jede Altersgruppe hat auch ganz bestimmte Anforderungen an soziale Einrichtungen, Infrastruktur und den freien Markt. Verändert sich also das Verhältnis der Altersgruppen, so müssen sich diese strukturalen Aspekte ebenfalls anpassen.

Dabei werden verschiedene Bereiche des Lebens von den Veränderungen in der Altersstruktur auf unterschiedliche Art beeinflusst. Einige sind hauptsächlich für den älteren Teil der Gesellschaft relevant, andere haben dank nötiger Gegenmaßnahmen auch einen Einfluss auf alle anderen Altersgruppen. Die hauptsächlichen Lebensbereiche, die davon beeinflusst werden, sind finanzieller, wirtschaftlicher, infrastruktureller und sozialer Natur.

1. Finanzielle Aspekte: Rente und Lebenskosten

Diesen Veränderungen zu Grunde liegt die Tatsache, dass sich das Verhältnis zwischen produktiver und nicht produktiver Bevölkerung ins Negative verändern wird. Das hat einen Einfluss auf das Gleichgewicht, das nötig ist, um den Generationenvertrag weiterhin zu unterstützen. Dieser sprichwörtliche Vertrag regelt die sozialstaatlichen Grundlagen für die finanzielle Unterstützung der nicht mehr erwerbstätigen Generation über die Rentenkassen und andere Sozialleistungen.

Dazu kommt noch die erst heranwachsende Generation, die ebenfalls nicht erwerbstätig ist und noch nicht auf eigenen Beinen steht. Dadurch ergibt sich der so genannte Abhängigenquotient – also eine Kennzahl die angibt, wie das Verhältnis zwischen Menschen im erwerbstätigen Alter zu den davon abhängigen Personen ausfällt.

In einer alternden Gesellschaft sind insbesondere die Rentenkassen davon beeinflusst. Wenn sich immer mehr Menschen im Rentenalter und weniger im Erwerbstätigenalter befinden, müssen weniger Personen mit ihrer Arbeitsleistung die Renten der wachsenden älteren Population decken. Dass dies ohne Änderungen am System der staatlichen Altersvorsorge auf Dauer nicht funktionieren wird, ist einleuchtend. Daher werden Maßnahmen zur privaten Altersvorsorge mit Privatrenten und weiteren Absicherungen immer häufiger empfohlen.

Gerade im Alter ist es ohnehin schwierig, die finanzielle Last tragen zu können. Möglicherweise werden Renten als Reaktion auf die Überalterung noch weiter gekürzt, während man durchschnittlich für eine längere Zeit von den Bezügen abhängig ist. Seit den 60er Jahren hat sich die übliche Rentenbezugsdauer in etwa verdoppelt, was die Rentenkassen zusätzlich belastet.

Daher ist es bereits heute ratsam, sich mit Riester-Renten, Lebensversicherungen und weiteren privat finanzierten Maßnahmen ein Polster aufzubauen, das die gesetzliche Rente ergänzt. Auch weitere Absicherungen wie Versicherungen, die im Todesfall die Aufwendungen für die Beisetzung garantieren, zählen zu diesen Maßnahmen, um sich gegen Altersarmut oder unnötige Belastung Angehöriger zu schützen.

Sollte es nicht zu umfassenden Reformen des Rentensystems kommen, die allen Problemen entgegenkommt, wird die individuelle Vorsorge immer wichtiger, um finanziell abgesichert zu sein. Alternativ kann diese nötig sein, um früher in den Ruhestand einzutreten. Ein Anstieg des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre könnte nämlich notwendig werden.

2. Pflegekosten und Krankenkassen

(Bild: Adobe Stock, Monkey Business)

Punkte, die das Gesundheitswesen betreffen, sind ebenso stark von der Überalterung betroffen – sogar aus zwei Perspektiven: Auf der einen Seite stehen die Krankenkassen, die vor den gleichen Finanzierungsproblemen stehen, wie auch das System zur staatlichen Altersvorsorge. Die Zahl der Beitragszahler wird sinken, während mehr davon abhängig sein werden.

Doch dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Gerade im höheren Alter steigen die medizinischen Kosten für gewöhnlich deutlich an. Insbesondere im Hinblick auf die Pflegekosten werden die Aufwendungen für die Altenpflege deutlich höher ausfallen, als noch in der Vergangenheit. Auch durch die steigende Lebenserwartung wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stark wachsen (PDF). Die Wahrscheinlichkeit für Pflegebedarf steigt erst ab einem recht hohen Alter an, zwischen 80 und 85 Jahren ist in etwa jeder Fünfte von ambulanter oder stationärer Altenpflege abhängig. Der Bund schätzt, dass schon im Jahr 2020 etwa 2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig sein werden.

Doch da mit steigendem medizinischen Standard immer mehr Menschen diese Altersklassen erreichen und auch für längere Zeit Pflegeleistungen beziehen werden, steigen die nötigen Aufwendungen im Bereich der Altenpflege enorm an. Dabei ist das Problem der Pflegekosten nur eine Seite der Medaille, denn auch die benötigte Arbeitskraft in dieser Branche wächst und wächst, dazu mehr im Abschnitt zur Arbeitswelt.

3. Infrastrukturelle Auswirkungen

Nach dem Motto „Form follows Function“ ist auch die deutsche Infrastruktur so geplant und hat sich auf eine Art und Weise entwickelt, dass sie auf die vorherrschenden Anforderungen der Population zugeschnitten ist. Wenn sich diese weiter verändern, kann es zu einem Punkt kommen, an dem große Teile der Gesellschaft durch fehlende infrastrukturelle Angebote und unangepasste Einrichtungen im Alltag benachteiligt sind.

Schon alleine beim Wohnraum fängt das an. Nur ein bestimmter Teil des Wohnungsbestandes ist barrierefrei, besonders in Städten sind unzählige Wohnungen nur über mehrere Treppen erreichbar. Im schlimmsten Fall ist absehbar, dass bald die Zahl der eingeschränkten Menschen die der vorhandenen barrierefreien Wohnungen übersteigt. Daher wird bereits kräftig in altersgerechtes und barrierefreies Bauen und Renovieren investiert.

Gleiches gilt auch für den öffentlichen Raum, amtliche Gebäude und der Personennahverkehr. Mobilität in einer alternden Gesellschaft ist ein großes Thema, gerade in ländlichen Regionen, die häufig noch Mängel im ÖPNV-Fahrplan haben. Auch viele öffentlichen Einrichtungen sind davon betroffen: Schulen und Kindergärten werden leer, Arztpraxen immer voller. Kreative Lösungen sind daher nötig, um sowohl Ballungszentren als auch das Land für die ältere Gesellschaft gleichermaßen fair und attraktiv zu gestalten.

4. Wirtschaftsleistung und Arbeitswelt

Das Wirtschaftswachstum hängt traditionell zu großen Teilen mit der Größe der arbeitenden Bevölkerung zusammen. Mehr Arbeitskraft bedeutet mehr Leistung – bei einer fortgeschrittenen Überalterung geschieht also das Gegenteil, außer bei einer deutlichen Anhebung des Rentenalters.

Eine Gegenposition zu diesem Aspekt ist die Möglichkeit, dass weiterer technologischer Fortschritt und mehr Automatisierung diesen Effekten auf die Wirtschaftsleistung entgegenwirken. Für den Dienstleistungssektor und hier insbesondere die Pflegebranche bedeutet ein höheres Durchschnittsalter jedoch ein nötiges Wachstum. Die nötigen Fachkräfte können bereits heute kaum gefunden werden – das Stichwort Pflegenotstand ist schon seit einiger Zeit in aller Munde.

Daher werden in diesem Bereich sowohl Investitionen für mehr und attraktivere Ausbildungsmöglichkeiten getätigt, als auch nach Innovationen für eine effizientere Pflegearbeit gesucht.

06.11.2019

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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