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Warme Farben liegen uns eher auf der Zunge

Gesellschaft|Psychologie

Warme Farben liegen uns eher auf der Zunge
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Die Reihenfolge der Effizienz (von links nach rechts) bei der Benennung von Farben bei den Sprachen Englisch, Spanisch und Tsimane. (Abbildung: Courtesy of the researchers. Edited by MIT News.)
Das ist orange… Bei der Beschreibung von warmen Farben drücken sich Menschen unterschiedlicher Sprachen klarer aus als bei kühlen wie Grün und Blau, haben Forscher festgestellt. Wie sie erklären, könnte sich in diesem Muster widerspiegeln, dass die meisten Objekte, die in unserer visuellen Welt besonders wichtig sind, warm gefärbt sind, während kühlere Farben wie Grün und Blau eher den Hintergrund von Szenerien dominieren.

Welche Farbe hat das? Das menschliche Auge kann zwar unzählige Farbnuancen unterscheiden, aber die Anzahl der Kategorien, die Sprachen verwenden, um diese Farben zu gruppieren, ist vergleichsweise klein. Es gibt sogar Sprachen, die nur drei Farbkategorien kennen – es gibt bei ihnen nur Ausdrücke, die für schwarz, weiß und rot verwendet werden. Andere Sprachen nutzen hingegen bis zu zehn oder zwölf Kategorien, um Farbnuancen etwas präziser zuordnen zu können.

Dem Zusammenhang von Farben und ihrer sprachlichen Umsetzung sind nun die Forscher um Edward Gibson vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge in einer Studie genauer nachgegangen. Ihre Ergebnisse basieren auf Testergebnissen bei Mitgliedern des Naturvolkes der Tsimane aus dem Amazonasgebiet und auf Auswertungen von Daten des World Color Surveys. Diese Untersuchung erfasste die sprachliche Farbkategorisierung von Menschen von 110 Sprachzugehörigkeiten.

As ist das für eine Farbe?

Zur Erfassung der sprachlichen Zuordnung wurden den Personen Plastik-Chips vorgelegt, die eine Farbschattierung aus dem sichtbaren Farbspektrum besaßen. Sie sollten dann sagen, um was für eine Farbe es sich handelt. Zur Auswertung wandten die Forscher ein System an, das den jeweiligen Farbchips anhand der sprachlichen Zuordnungen ein spezielles Merkmal zuweist – den sogenannten Überraschungs-Wert. Es handelt sich um ein Maß dafür, wie konsequent unterschiedliche Menschen dem gleichen Farb-Chip das gleiche Farb-Wort gegeben haben. Wenn eine bestimmte Bezeichnung wie blau oder grün verwendet wurde, um viele unterschiedliche Farbchips zu beschreiben, dann bekommt ein Chip dieser Kategorie eine höhere Überraschungs-Wertung.

Mit Hilfe dieses Systems konnten die Forscher die Farb-Chips sortieren und Tendenzen aufzeigen. Es zeichnete sich ab: Kühle Farbchips haben einen höheren durchschnittlichen Überraschungs-Wert als Chips mit Farben aus dem warmen Bereich, wie Töne von Rot, Gelb und Orange. Das bedeutet: „Es stellte sich heraus, dass es in jeder Sprache, die wir erfasst haben, eine ähnliche Tendenz gibt: Warme Töne werden in übereinstimmenderer Weise kommuniziert als Grün- oder Blautöne“, resümiert Gibson.

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Warme Farben stehen buchstäblich im Vordergrund

Um eine mögliche Erklärung für dieses sprachliche Phänomen zu finden, analysierten die Forscher anschließend eine Datenbank von 20.000 Bildern im Hinblick auf die visuelle Verteilung von Farben. Sie konnten dadurch zeigen: Objekte im Vordergrund von Szenen besitzen vergleichsweise häufig eine warme Farbe, während kühlere Farben eher im Hintergrund zu finden sind. „Warme Farben stehen im Vordergrund – es handelt sich häufig um Sachen, mit denen wir interagieren und über die wir reden wollen“, sagt Gibson. Dies scheint der Grund für die farbliche Tendenz in den Sprachen zu sein, sagen die Wissenschaftler.

Gibson und seine Kollegen wollen das Thema nun noch detaillierter erforschen. Sie planen, den Zusammenhang gezielt bei Sprachen zu untersuchen, die von Gesellschaften gesprochen werden, die in schneebedeckten Gebieten oder in Wüsten leben. Da dort besondere Hintergrundfarben dominieren, ist die Frage, ob das Farb-Kommunikations-System der dortigen Menschen andere sprachliche Tendenzen aufweist als die, welche die Forscher in der aktuellen Studie festgestellt haben.

Quelle:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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