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Altern weibliche Gefäße schneller?

Gesundheit|Medizin

Altern weibliche Gefäße schneller?
Blutgefäß
Womöglich altern die Gefäße von Männern und Frauen anders. (Bild: Christoph Burgstedt/ iszock)

Das Geschlecht bestimmt mit, für welche Erkrankungen wir anfällig sind und wie sich bestimmte Leiden äußern. Das gilt auch für die Gesundheit von Herz und Gefäßen, wie Studien zeigen. Forscher haben in diesem Zusammenhang nun eine überraschende Beobachtung gemacht: Ihre Analysen von Blutdruckmessungen legen nahe, dass Frauen schon früher im Leben Bluthochdruck entwickeln und ihre Gefäße schneller altern als die von Männern. Diese Unterschiede könnten nach Ansicht des Teams erklären, warum das weibliche Geschlecht mitunter anfälliger für bestimmte kardiovaskuläre Leiden ist.

Das Herz ist der wohl wichtigste Muskel unseres Körpers. Tagtäglich ist es im Einsatz, um Blut zu Zellen und Geweben zu pumpen und sie mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Mit zunehmendem Alter macht sich diese Dauerbelastung unseres Pumporgans jedoch bemerkbar: Das Herz wird schwächer und entwickelt Erkrankungen. Grundsätzlich sind sowohl Frauen als auch Männer von diesem Prozess betroffen. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Alterung von Herz und Gefäßen gibt. So werden männliche Herzen im Laufe der Zeit schwerer, weibliche dagegen nicht. Und auch das Risiko für Herzversagen, -infarkt oder Schlaganfall ist bei Männern im Alter anders ausgeprägt als bei Frauen.

Blutdruck im Blick

Forscher um Susan Cheng vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles haben nun einen weiteren Beleg für solche Geschlechtsunterschiede entdeckt. Für ihre Studie hatten sie Blutdruckmessungen als Indikator für die Gefäßgesundheit ausgewertet. Denn: Zu hoher Blutdruck kann auf Dauer die Gefäße schädigen, sie schneller altern lassen und so das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen. Umgekehrt lässt die zunehmende Verkalkung und Versteifung der Gefäße im Alter vor allem den systolischen Blutdruck ansteigen. Betroffene Patienten leiden dann unter einer altersbedingten Hypertonie.

Um mehr über die Entwicklung des Blutdrucks bei Männern und Frauen herauszufinden, analysierten die Wissenschaftler Daten von insgesamt rund 145.000 Blutdruckmessungen. Die Werte waren über einen Zeitraum von 43 Jahren bei 32.833 Probanden aus den USA gemessen worden. Zum Zeitpunkt der jeweiligen Untersuchungen waren die Studienteilnehmer zwischen fünf und 98 Jahre alt. Cheng und ihre Kollegen suchten in diesen Daten gezielt nach Hinweisen darauf, wann und wie der Blutdruck im Laufe des Lebens ansteigt. Würden sich Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Probanden feststellen lassen?

Deutlicher Geschlechtsunterschied

Tatsächlich zeichnete sich ab: Die Gefäßfunktion scheint sich bei Frauen anders zu entwickeln als bei Männern. Bei ihnen zeigten sich überraschenderweise schon deutlich früher Anzeichen für eine Erhöhung des Blutdrucks, wie die Forscher berichten. Doch nicht nur das: Auch die Rate, mit der sich die Blutdruckerhöhung beschleunigte, war beim weiblichen Geschlecht signifikant höher. “Das bedeutet: Definieren wir den Hypertonie-Grenzwert in beiden Fällen gleich, hat eine 30-jährige Frau mit hohem Blutdruck wahrscheinlich ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen als ein Mann mit hohem Blutdruck im selben Alter”, erklärt Cheng.

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Nach Ansicht der Wissenschaftler legen diese Ergebnisse nahe, dass weibliche Blutgefäße womöglich in einem schnelleren Tempo altern als männliche. “Unsere Studie bestätigt, dass Frauen über eine andere Biologie und Physiologie verfügen als ihre männlichen Gegenparts. Dies könnte auch erklären, warum Frauen anfälliger für bestimmte kardiovaskuläre Erkrankungen sind”, sagt Cheng. Zwar müssen die Beobachtungen aus der Studie erst durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Unabhängig davon fungiert diese Forschungsarbeit jedoch als erneute Erinnerung daran, dass das Geschlecht in der Medizin sehr wohl einen Unterschied macht.

Therapie nach Geschlecht

“Unsere Herzexperten betonen schon länger die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede bei kardiovaskulären Krankheitsbildern anzuerkennen und besser zu erforschen”, konstatiert Chengs Kollegin Christine Albert. “Diese Ergebnisse unterstreichen nun noch einmal, dass die Prävention und Behandlung von Herz und Gefäßen spezifisch auf Frauen zugeschnitten werden muss – und dass die Ergebnisse aus Studien mit männlichen Probanden nicht zwangsläufig direkt auf Frauen übertragen werden können”, so das Fazit der Medizinerin.

Quelle: Susan Cheng (Cedars-Sinai Medical Center, Los Angeles) et al., JAMA Cardiology

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