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Alzheimer-Diagnose per Bluttest

Gesundheit|Medizin

Alzheimer-Diagnose per Bluttest
Es gibt Hoffnung beim Kampf gegen Alzheiner. (Bild: SIphotography/iStock)

Schon wieder den Schlüssel vergessen… Ist das nur „Schusseligkeit“ oder zeichnet sich eine Alzheimer-Erkrankung ab? Bisher lässt sich dies nur durch aufwendige Methoden eindeutig nachweisen. Doch einer Studie zufolge könnte bald ein einfacher Bluttest klären, ob ein Patient an Alzheimer erkrankt ist oder ob den kognitiven Schwächen eine andere Ursache zugrunde liegt. Der Schnelltest könnte somit Entwarnung geben oder gegebenenfalls eine frühzeitige Behandlung zur Verlangsamung der fortschreitenden Alzheimer-Demenz ermöglichen.

Wir alle vergessen mal etwas und es ist auch normal, dass die geistige Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Doch Millionen von Menschen sind von einem kognitiven Abbau betroffen, der ein weit dramatischeres Ausmaß annimmt. Auch Alzheimerpatienten vergessen anfangs beispielsweise oft ihre Schlüssel – im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung begreifen sie allerdings deren Funktion gar nicht mehr. Die Ursachen von Alzheimer sind noch immer nicht vollständig verstanden. Klar ist allerdings, dass zwei Eiweißmoleküle eine wichtige Rolle spielen: Amyloid-Beta- und spezielle Tau-Proteine (pTau181) häufen sich in den Nervenzellen an und bringen sie zum Absterben. Heilbar ist Alzheimer bisher nicht. Momentan befinden sich allerdings vielversprechende Medikamente in der Entwicklung, die das Fortschreiten der Erkrankung verzögern können. Deshalb ist eine frühzeitige Behandlung wichtig – doch bisher ist die Diagnose problematisch.

Früh-Diagnosen sind problematisch

Zu Beginn sind Alzheimer-Symptome nur schwer von anderen Ursachen geistiger Leistungsschwächen zu unterscheiden. Oft wird etwa die sogenannte frontotemporale Demenz fälschlicherweise als Alzheimer diagnostiziert. Leichte kognitive Beeinträchtigungen können zudem verschiedene weitere Ursachen haben. Ob tatsächlich Alzheimer vorliegt, können bisher nur aufwendige Diagnoseverfahren klären: Die sogenannte Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kann die Ablagerungen im Gehirn nachweisen und auch der Nachweis von Amyloid- und Tau-Proteinen im Nervenwasser ermöglicht eine sichere Diagnose. Doch PET-Scans sind teuer, nur in spezialisierten Zentren möglich und auch die Entnahme von Nervenwasser ist aufwendig und invasiv. Praxistaugliche und schnelle Nachweisverfahren sind deshalb gefragt.

In einer früheren Studie konnte ein deutsches Forscherteam bereits zeigen, dass Amyloid-Beta-Gehalte im Blut Hinweise auf das Risiko eines Menschen liefern können, Alzheimer zu entwickeln. Als Diagnoseverfahren für den Beginn der Demenz eignet sich dieses Verfahren allerdings nicht, betonen die Forscher um Adam Boxer von der University of California in San Francisco. Deshalb haben sie nun ausgelotet, ob eine Alzheimer-Diagnose anhand der charakteristischen Tau-Proteine (pTau181) im Blut möglich ist. Diese fadenförmigen Proteine sind bei Alzheimer-Patienten fehlgefaltet und werden daher nicht von den Zellen abgebaut. Dadurch reichern sie sich ähnlich stark an wie die Amyloid-Plaques.

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An der Studie haben über 400 Freiwillige im Alter zwischen 58 und 70 teilgenommen. Bei 56 von ihnen war Alzheimer durch die Standardverfahren diagnostiziert worden, 47 wiesen leichte kognitive Beeinträchtigungen auf und bei 190 Probanden waren verschiedene Arten von frontotemporaler Demenz festgestellt worden. Die Kontrollgruppe bildeten 69 gesunde Studienteilnehmer. Bei allen Gruppen wurde der Gehalt an pTau181 im Blutplasma untersucht.

Vielversprechende Ergebnisse

Wie die Forscher berichten, ließen sich die Alzheimer-Patienten deutlich anhand des Tau-Proteins identifizieren: Die Werte im Blut lagen bei ihnen mehr als doppelt so hoch wie bei allen anderen Gruppen. Auch bei den Patienten mit frontotemporaler Demenz waren die pTau181-Werte im Normalbereich. Dieser Befund ist besonders wichtig, denn diese Erkrankung wird häufig fälschlicherweise als Alzheimer diagnostiziert, betonen die Forscher. Wie sie erklären, zeigen die Ergebnisse nun deutlich das Potenzial einer Alzheimer-Diagnose über das pTau181 auf. Dieses Verfahren erscheint ähnlich verlässlich wie der etablierte Nachweis über PET-Scans – so das Fazit.

Für den Kampf gegen die Alzheimer-Demenz sind das nun gute Nachrichten: „Dieser Test könnte zukünftig in Arztpraxen bei Menschen mit Gedächtnisproblemen eingesetzt werden, um zu klären, ob jemand an spezialisierte Zentren überwiesen werden sollte“, sagt Boxer. „Die Möglichkeit, Alzheimer in einem frühen Stadium leicht diagnostizieren zu können, kann besonders für Patienten mit beginnenden kognitiven Beeinträchtigungen von Vorteil sein, bei denen sich die Alzheimer-Krankheit noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet. Sie könnten eher auf die neuen Behandlungen ansprechen, die derzeit entwickelt werden“, sagt der Wissenschaftler.

Besondere Hoffnung weckt derzeit das Medikament Aducanumab, für das bereits eine Zulassung beantragt wurde. Experten zufolge hat es das Potenzial, das Fortschreiten von Alzheimer effektiv verlangsamen zu können. Boxer und seine Kollegen hoffen nun, dass ihr dazu passender Bluttest zur frühzeitigen Alzheimer-Diagnose in etwa fünf Jahren in Arztpraxen verfügbar sein könnte.

Quelle: University of California – San Francisco, Fachartikel: Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-020-0762-2

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