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Hunde erschnüffeln Long Covid

Sars-CoV-2

Hunde erschnüffeln Long Covid
Hunde können offenbar am Geruch feststellen, ob jemand von den Folgeerscheinungen einer Sars-CoV-2-Infektion betroffen ist. © Sebastian Meller

Das riecht nach Corona! Die feine Nase von ausgebildeten Spürhunden kann neben akut infizierten Personen auch Post-Covid-19-Patienten erkennen, zeigt eine Studie. Dies verdeutlicht das weitreichende Potenzial des tierischen Diagnoseverfahrens, sagen die Forscher: Es könnte der Erkennung und Erforschung von persistierenden Infektionen oder langandauernden metabolischen Veränderungen beim sogenannten Long Covid zugutekommen.

Die Sensibilität der Hundenase ist legendär – seit Jahrtausenden nutzt der Mensch den erstaunlich feinen Geruchssinn seines „besten Freundes“. In den letzten Jahren wurde dabei auch zunehmend das medizinische Potenzial von Spürhunden deutlich: Sie können Krankheiten wie verschiedene Krebsarten, Malaria und bakterielle sowie virale Infektionen beim Menschen am Geruch von Körperflüssigkeiten erkennen. Die Tiere nehmen dabei flüchtige organische Verbindungen wahr, die der Körper im Zusammenhang mit der Erkrankung bildet.

Mehrere Studien haben auch bereits gezeigt, dass Hunde darauf trainiert werden können, eine akute Sars-CoV-2-Infektion mit hoher Treffsicherheit zu erkennen. Das tierische Detektionsverfahren zeigte auch schon im praktischen Einsatz sein Potenzial. Im Fokus der Studie des Forschungsteams unter der Leitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover stand nun hingegen die Frage, inwieweit Spürhunde auch einen berüchtigten Folge-Zustand von Sars-CoV-2-Infektionen detektieren können: Long Covid. Dabei klagen Patienten noch Monate nach ihrer eigentlichen Genesung über verschiedene Symptome der Erkrankung.

Auch ein Näschen für Long Covid

Bei der Studie kamen ausgebildete Corona-Spürhunde zum Einsatz, die akute Covid-19-Patienten mit über 90 prozentiger Trefferquote anhand des Geruchs von verschiedenen Körperflüssigkleiten identifizieren können. Die Wissenschaftler konfrontierte diese Tiere nun in verschiedenen Kombinationen erneut mit Geruchsproben von akut von Covid-19 betroffenen Personen sowie von Long-Covid-Patienten und zur Kontrolle von gesunden Menschen.

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Die Auswertungen der Ergebnisse bestätigten dabei eindeutig, dass die Tiere in der Lage sind, Long Covid zu erschnüffeln: Sie konnten mit einer über 90 prozentigen Trefferquote die Proben von Long-Covid-Patienten von der gesunden Kontrolle unterscheiden. „Unsere Studie verdeutlicht damit nun, dass Hunde die einzigartigen Muster flüchtiger organischer Verbindungen nicht nur bei akuten Sars-CoV-2-Infizierten erkennen können, sondern auch bei Post-Covid-19-Patienten“, resümiert Co-Autor Holger Volk von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Seine Kollegin Claudia Schulz fügt hinzu: „Den Spürhunden gelingt dies, auch wenn herkömmliche Nachweissysteme, wie PCR und Antikörpertests keine Aussagen mehr über die Erkrankung treffen können“, so die Wissenschaftlerin.

Potenzial für die Untersuchung der Pathophysiologie von Covid-19

Wie die Forscher weiter berichten, zeigten die Hunde interessanterweise bei der direkten Wahl zwischen akuten Sars-CoV-2-Fällen und Long-Covid Proben fast ausschließlich die aktuellen Infektionen als positiv an. Aus diesem Ergebnis geht somit hervor, dass der krankheitsspezifische Geruch von akutem Covid-19 bei vielen Long-Covid-Fällen noch vorhanden ist, aber offenbar nicht in demselben Ausmaß wie in Proben von akut infizierten Patienten, erklären die Wissenschaftler. Dies könnte bedeuten, dass nach manchen Covid-19-Erkrankungen weiterhin eine verborgene Infektion erhalten bleibt oder sich langanhaltende metabolische Veränderungen in der Folge der Infektion festsetzen. „Post-Covid-Patienten stellen in der Regel zwar kein Infektionsrisiko mehr dar, jedoch ermöglicht die Diagnose eine optimierte Behandlung der Patienten und eröffnet neue Möglichkeiten, diese komplexe Viruserkrankung zukünftig besser verstehen zu können“, sagt Schulz.

Wie die Wissenschaftler betonen, handelt es sich bei der Untersuchung bisher allerdings um eine Pilot-Studie: „Durch umfangreichere Arbeiten sollte nun genauer geklärt werden, inwieweit die Empfindlichkeit der medizinischen Spürhunde im Verlauf der Infektion variieren kann“, schreiben die Forscher. Eine Frage ist dabei etwa, ob die Art der Symptome die Erkennungsleistung der Hunde beeinflusst. Darüber hinaus sollten weitere Studien die krankheitsspezifischen flüchtigen Verbindungen charakterisieren, die bei Sars-CoV-2-Infektionen auftreten. „Grundsätzlich ist die aktuelle Studie aber ein weiterer Beweis für das Potenzial, das Spürhunde bei der Untersuchung der Pathophysiologie von Covid-19 haben“, sagt Co-Autorin Friederike Twele von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover abschließend.

Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Fachartikel: Frontiers in Medicine, doi: 10.3389/fmed.2022.877259

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