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Lebensdauer: 130 Jahre sind möglich

Gesundheit|Medizin

Lebensdauer: 130 Jahre sind möglich
Seniorin
Die Grenze der Lebenserwartung verschiebt sich weiter nach hinten. (Bild: ivanastar/ iStock)

Fortschritte in Medizin und Technologie ermöglichen es uns Menschen, ein immer höheres Alter zu erreichen. Aber wie weit geht dieser Trend zur höheren Lebenserwartung? Mit Hilfe statistischer Methoden haben Forscher nun berechnet, dass der bisherige Altersrekord von 122 Jahren mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit im 21. Jahrhundert geknackt werden wird. Auch 130 Jahre Lebenszeit wären ihren Berechnungen nach durchaus denkbar, 135 oder 140 dagegen sehr unwahrscheinlich.

Wie alt kann ein Mensch werden? Diese Frage wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Während manche von einer theoretisch unbegrenzten Lebensspanne ausgehen, vermuten andere, dass es ein maximal erreichbares Alter gibt. Fast eine halbe Million Menschen auf der Welt sind derzeit über 100 Jahre alt, und ihre Zahl steigt seit Jahrzehnten an. Deutlich weniger Menschen zählen als „Supercentenarians“, werden also 110 Jahre und älter. Den bisherigen Altersrekord hält die 1997 verstorbene Französin Jeanne Calment mit 122 Jahren. Der derzeit älteste Mensch ist die 118-jährige Kane Tanaka aus Japan.

Sterblichkeitskurve flacht bei Hochaltrigen ab

Die Statistiker Michael Pearce und Adrian Raftery von der University of Washington haben nun berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass der bisherige Altersrekord bis zum Jahr 2100 geknackt wird, und mit welcher Wahrscheinlichkeit Menschen noch deutlich längere Lebensspannen erreichen. „Das Verständnis der Langlebigkeit ist von großer Bedeutung, da es große Auswirkungen auf staatliche Programme, die Wirtschaftspolitik und die individuelle Planung hat“, schreiben die Autoren. „Mit dieser Arbeit quantifizieren wir, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Individuum in diesem Jahrhundert verschiedene extreme Lebensalter erreichen wird.“

Als Grundlage für ihre Analysen nutzten sie die Internationale Datenbank zur Langlanglebigkeit, in der Personen aus 13 Ländern gelistet sind, die nachweislich mindestens 110 Jahre alt geworden sind. Diese Informationen kombinierten die Forscher mit statistischen Modellen, wobei sie auch das zukünftige Bevölkerungswachstum berücksichtigten. Zusätzlich bezogen sie eine statistische Besonderheit hochbetagter Menschen ein: Ab einem bestimmten Alter flacht sich die Sterblichkeitskurve wieder ab.. Beobachtungen zufolge liegt ab einem Alter von 110 Jahren die Wahrscheinlichkeit, noch ein weiteres Jahr zu leben, bei etwa 50 Prozent – egal, ob man 110, 112 oder 114 Jahre alt ist. „Dies ist eine sehr ausgewählte Gruppe von sehr robusten Menschen“, erklärt Raftery. „Sie haben all die verschiedenen Dinge, die das Leben mit sich bringt, hinter sich gelassen, wie zum Beispiel Krankheiten. Sie sterben aus Gründen, die einigermaßen unabhängig von dem sind, was jüngere Menschen betrifft.“

Alter von 130 Jahren realistisch

Diese Supercentenarians sind sehr selten, weltweit wird ihre Zahl derzeit auf nur 300 bis 450 Personen geschätzt. Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum jedoch wird es wahrscheinlicher, dass es mehr dieser Menschen gibt – und damit auch, dass bestehende Altersrekorde gebrochen werden. „Basierend auf unserer Methodik stellen wir fest, dass die Wahrscheinlichkeit, den aktuellen Altersrekord von 122 Jahren und 164 Tagen in diesem Jahrhundert zu brechen, nahe bei 100 Prozent liegt“, berichten die Forscher. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person ein Alter von 126 Jahren erreicht, ist mit etwa 89 Prozent sehr hoch, und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person ein Alter von 130 Jahren erreicht, ist mit fast 13 Prozent immer noch realistisch.“ Dass ein Mensch hingegen bis zum Jahr 2100 135 oder 140 Jahre alt würde, sei den Berechnungen zufolge zwar möglich, aber extrem unwahrscheinlich.

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Ihren statistischen Ansatz sehen Pearce und Raftery als Alternative zu herkömmlichen Versuchen, ein potenzielles menschliches Höchstalter zu bestimmen. Während manche Wissenschaftler argumentiert hatten, es gäbe keine Altersobergrenze, führten andere an, dass der Verfall der Zellen zu einer natürlichen Begrenzung der Lebenszeit führe – trotz fortschreitender medizinischer Möglichkeiten. „Unsere Ergebnisse können als ein Weg angesehen werden, den scheinbaren Konflikt zwischen einer Begrenzung der menschlichen Lebensspanne und dem Fehlen einer spezifischen Begrenzung des menschlichen Lebens aufzulösen“, schreiben Pearce und Raftery.

Quelle: Michael Pearce und Adrian Raftery (University of Washington), Demographic Research, doi: 10.4054/DemRes.2021.44.52

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