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Macht die alte Trink-Regel Sinn?

Gesundheit|Medizin Nachgefragt

Macht die alte Trink-Regel Sinn?
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War die Reihenfolge der Getränke der Grund? (Bild: Traitov/iStok)

„Wein auf Bier, das rat‘ ich Dir – Bier auf Wein, das lass‘ sein“: Angeblich beeinflusst die Reihenfolge der Getränke, wie stark man nach einem Gelage unter einem Alkohol-Kater zu leiden hat. Doch lässt sich die Volksweisheit auch wissenschaftlich belegen? Offenbar nein, denn eine experimentelle Studie zeigt nun: Die Reihenfolge ist egal, nur die Gesamtmenge des Alkohols bestimmt das Ausmaß der Spätfolgen des Trinkens.

„Ich brauche jetzt erst einmal einen Kaffee und eine Kopfschmerztablette…“ Der Preis einer durchzechten Nacht kann bekanntlich ein kräftiger Kater sein: Der Schädel brummt, der Körper ist schlapp und die Laune ist im Keller. Überraschenderweise sind die Hintergründe dieses Effekts und die Faktoren, die sein Ausmaß bestimmen, nicht genau bekannt. Als grundlegende Ursachen gelten allerdings Dehydratation und Störungen, die das Immunsystem, den Stoffwechsel und die Hormone betreffen.

Außerdem wird das Kater-Gefühl vermutlich auch durch andere Bestandteile alkoholischer Getränke beeinflusst. Grundsätzlich scheint somit auch denkbar, dass die Reihenfolge beim Trinken das spätere Befinden beeinflussen kann, wie Sprüche in vielen europäischen Sprachen besagen. Demnach soll sich günstig auswirken, wenn man zunächst Bier trinkt und dann zu Wein übergeht. Ob diese Regel eine nachweisbare Grundlage hat, haben nun Forscher der University of Cambridge und der Universität Witten/Herdecke untersucht.

„Saufen“ für die Wissenschaft

Für die Studie waren 90 Frauen und Männer im Alter zwischen 19 und 40 Jahren bereit, sich experimentell zu betrinken. Die Probanden wurden dazu in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste konsumierte rund zweieinhalb Liter Bier, gefolgt von vier großen Gläsern Weißwein. Die zweite Gruppe trank die gleiche Menge, jedoch in umgekehrter Reihenfolge. Die Probanden der dritten Kontrollgruppe becherten hingegen entweder nur Bier oder nur Wein in einer Menge, die der Alkoholaufnahme bei den anderen beiden Gruppen entsprach. Eine Woche später wurden die Teilnehmer der Studiengruppen dann auf die anderen Trinkordnungen umgestellt. Auf diese Weise konnten die Forscher die Gruppen nicht nur unter einander vergleichen, sondern jeder Teilnehmer bildete auch seine eigene Kontrolle.

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Alle Studienteilnehmer bekamen im Rahmen des wissenschaftlichen Gelages das gleiche zu Essen und gingen schließlich am Studienort unter ärztlicher Aufsicht schlafen. Zuvor sollten sie allerdings noch auf einer Skala den selbst empfundenen Grad der Trunkenheit angeben. Am folgenden Tag wurden die Teilnehmer dann erneut nach ihrem Befinden befragt: Sie sollten durch Punkte von 0 bis 56 das Ausmaß einschlägiger Kater-Faktoren bewerten – wie etwa Durst, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bauchschmerzen.

Die Reihenfolge ist egal

Die Auswertungen ergaben: Das Ausmaß des Katers unterschied sich nicht zwischen den Gruppen. Mit anderen Worten: Weder Art noch Reihenfolge der alkoholischen Getränke spielten eine Rolle. Es zeichnete sich nur ab, dass der selbst empfundene Schweregrad der Trunkenheit mit der späteren Kater-Intensität verknüpft war – je betrunkener, desto schlimmer. „Zumindest im Fall von Weißwein und Lagerbier haben wir somit keinen Beleg für den Wahrheitsgehalt der Volksweisheit gefunden. Tatsächlich scheint nur das Trinken von zu viel alkoholischen Getränken hinter dem Ausmaß des Katers zu stecken“, resümiert Co-Autor Jöran Köchling von der Universität Witten/Herdecke. Abschließend sagt Co-Autor Kai Hense von der University of Cambridge: „So scheußlich wie ein Kater auch ist, er hat auch etwas Gutes: Es handelt sich um ein Warnzeichen. Der unangenehme Zustand kann uns helfen, aus unseren Fehlern zu lernen“, so der Wissenschaftler.

Quelle: University of Cambridge,  American Journal of Clinical Nutrition, doi: 10.1371/journal.pbio.3000021#pbio.3000021.s004

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