Bewegung, Licht und Geräusche verschlimmern die Symptome häufig und klassische Schmerzmittel helfen wenig. Um Migräne effektiv zu behandeln, ist es wichtig zu wissen, woher die Migräne kommt. Erfahren Sie hier mehr rund um die Ursachen der Migräne und über den aktuellen Stand der Wissenschaft.
Die Formen der Migräne
Die Migräne hat im Gegensatz zum gewöhnlichen Spannungskopfschmerz viele Gesichter. Bei manchen Betroffenen tritt sie nur ein- bis zweimal jährlich auf. Andere leiden mehrmals im Monat oder sogar täglich unter Migräneattacken.
Zu den starken, anfallsartigen Schmerzen gesellen sich weitere Symptome wie Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit hinzu. Der Körper reagiert manchmal auch auf starke Gerüche und Bewegung. Gelegentlich treten Sehstörungen auf, die als Migräne-Aura bezeichnet werden. Eine Migräne mit Aura kündigt sich meist schon vor dem Kopfschmerz beispielsweise mit Taubheitsgefühlen und Sehstörungen an.
Die Migräne zwingt die meisten Betroffenen dazu, ihren Tagesablauf zu unterbrechen und in Dunkelheit und Ruhe auszuharren, bis die schmerzhafte Attacke vergeht.
Wie bekommt man Migräne: Ursachen
Es gibt viele Situationen und Umstände, die als Migräne-Auslöser infrage kommen. Diese sogenannten Trigger können innere und äußere Ursachen haben. Typische äußere Auslöser sind verrauchte Räume, Alkohol, flackerndes Licht, Lärm, starke Gerüche oder Wetterveränderungen. Auch Nahrungsmittel wie Käse, Zitrusfrüchte oder Schokolade werden häufig im Zusammenhang mit einer Migräneattacke genannt, konnten aber als direkte Auslöser der Attacke noch nicht von Wissenschaftlern nachgewiesen werden. Innere Ursachen für eine Migräneattacke sind dagegen oft ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus und Tagesablauf, Unterzucker, Stress, starke Emotionen oder hormonelle Veränderungen durch beispielsweise die Pille. Wer unter immer wiederkehrenden Migräneattacken leidet, sollte versuchen, mögliche Auslöser zu vermeiden. Um die individuellen Ursachen für Migräne zu identifizieren, kann ein Schmerztagebuch helfen.
Die meisten Migränepatienten haben außerdem Verwandte im engeren Familienkreis, die ebenfalls unter Migräne leiden. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass auch erbliche Faktoren eine wichtige Rolle bei der Frage spielen, wie man Migräne bekommt.
Woher kommt die Migräne: Ursachen im Gehirn
Da nicht jeder Mensch unter Migräne leidet, muss es zusätzlich zu Erbfaktoren und Triggern noch grundlegendere Ursachen für Migräne geben. Woher also kommt die Migräne? Früher hielt man eine Fehlsteuerung der Blutgefäße im Gehirn, eine kurzzeitige Verengung und folgend eine plötzliche Erweiterung der Blutgefäße für die Ursache der Migräne. Inzwischen geht die Forschung aber davon aus, dass die Migräne durch eine Störung im Gleichgewichtszustand von Schmerzzentren des Hirnstamms entsteht. Dieser bestimmte Bereich im Hirnstamm (periaquäduktales Grau), welcher als Migräne-Zentrum bezeichnet wird, reagiert empfindlich auf alle einströmenden Reize. Der Teil des Hirnstamms ist bei Migränepatienten stärker durchblutet und verursacht eine Überaktivität der Nervenzellen, sobald eine Migräneattacke beginnt.
Eine weitere wichtige Verbindung für die Entstehung einer Migräne ist die Schnittstelle des Trigeminusnervs (Gesichtsnerv) und der Blutgefäße im Gehirn. Feine Äste des Nervs stehen mit den Blutgefäßen in Kontakt. Kommt es nun zu einer Überaktivität der Nervenzellen im Hirnstamm, meldet dies der Trigeminusnerv an das Gehirn. Als Folge schüttet das Gehirn Botenstoffe (in dem Fall: vasoaktive Neuropeptide) aus, die Blutgefäße dehnen sich, werden durchlässiger für Flüssigkeit und es kommt schließlich zu einer Art Entzündung des Hirngewebes. Diese Entzündung wird als neurogene Entzündung bezeichnet. Sie ist für jene Schmerzimpulse verantwortlich, die als der pulsierende Migräneschmerz bekannt sind. Der für die Migräneforschung wichtigste Botenstoff ist dabei das Eiweiß CGRP (Calcitonin gene related peptide). Während einer andauernden Migräne ist der CGRP-Spiegel im deutlich erhöht und sinkt nach der Attacke aber wieder ab.
Migräne und CGRP-Antagonisten
Die effektivste Behandlung von Migränepatienten setzt direkt beim überstimulierten Trigeminusnerv und dem Eiweiß CGRP an. Bisher wurde das CGRP bei Migräne vor allem durch bestimmte Schmerzmittel, den Triptanen, behandelt. Sie hemmen die Freisetzung des CGRP. Da diese allerdings gefäßverengend wirken, dürfen sie bei Patienten mit Durchblutungsstörungen und während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht verwendet werden. Auch Fälle von Unwirksamkeit und Überempfindlichkeit von Triptanen erfordern eine alternative und ebenso effektive Behandlung. Hier setzt man inzwischen auf den Einsatz von CGRP-Antagonisten. Diese wirken nur auf die CGRP-Rezeptoren und blockieren sie. Die Migräne-Behandlung kann dadurch unerwünschte Nebenwirkungen wie Gefäßverengungen verhindern. Durch die blockierten Rezeptoren kann das CGRP bei Beginn einer Migräneattacke nicht mehr andocken. Folglich entsteht im Gehirn keine Entzündung und bestehende Entzündungsprozesse klingen ab.
So belastend Migräneattacken auch sind – durch eine richtige Behandlung können viele Betroffene gut mit den Beschwerden umgehen. Wer seinen Alltag umstellt und mögliche Trigger versucht zu vermeiden, kann bereits viel zur Migräneprophylaxe beisteuern. Bei immer wiederkehrenden Attacken und größerer Belastung ist eine Behandlung durch den Hausarzt oder Neurologen möglich.