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Neue Frühaufsteher-Gene entdeckt

Gesundheit|Medizin

Neue Frühaufsteher-Gene entdeckt
Aufwachen
Ob wir morgens gut aus dem Bett kommen - darüber entscheiden auch unsere Gene. (Bild: oatawa/ istock)

Manche Menschen kommen morgens nur schwer aus den Federn – während andere regelmäßig schon vor dem Wecker hellwach sind. Solche chronobiologischen Unterschiede werden auch von unseren Genen beeinflusst. Doch von welchen? Forscher haben nun 351 Genorte identifiziert, die für den Hang zum Frühaufstehen von Bedeutung sind. Damit erhöhen sie die Zahl der bekannten Frühaufsteher-Gene um 327. Interessant auch: Diese DNA-Abschnitte spielen außerdem womöglich eine Rolle für unsere psychische Gesundheit, wie das Team berichtet.

Die innere Uhr bestimmt den Tagesrhythmus unseres Körpers: Sie beeinflusst, wann wir müde werden, wann bestimmte Stoffwechselvorgänge auf Hochtouren laufen – und damit auch, ob wir Nachteulen oder Frühaufsteher sind. Doch warum quälen sich einige Menschen morgens mühevoll aus dem Bett, während andere bereits beim Morgengrauen topfit sind? Forscher wissen inzwischen: Diese chronobiologischen Besonderheiten sind auch genetisch bedingt. Welche konkreten Genvarianten uns zu Nacht- oder Morgenmenschen machen, ist bisher jedoch erst in Teilen verstanden. Um dies zu ändern, haben Samuel Jones von der University of Exeter und seine Kollegen nun eine Großfahndung nach Frühaufsteher-Genen gestartet.

Dafür durchforsteten sie das Erbgut von 697.828 Personen, die nicht nur ihre DNA-Daten für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt, sondern auch Angaben zu ihrem Schlafverhalten gemacht hatten. Würden sich Zusammenhänge zwischen dem Chronotyp der Probanden und bestimmten genetischen Varianten finden lassen? Tatsächlich identifizierten die Wissenschaftler 351 Genorte, die für den Hang zum Frühaufstehen eine Rolle zu spielen scheinen. Unter diesen Regionen sind solche, die Insulin- und Glutamat-Signalwege steuern, aber auch Gene, die im Gehirn und im Retinagewebe des Auges exprimiert werden.

25 Minuten früher aus den Federn

Je mehr Morgenallele ein Studienteilnehmer in seinem Erbgut trug, desto früher wachte er nach eigenen Angaben auf: Die fünf Prozent der Probanden mit den meisten Frühaufsteher-Varianten hatten im Vergleich zu den fünf Prozent mit den wenigsten Morgengenen eine im Schnitt um 25 Minuten vorgezogene Aufwachzeit. Die Qualität oder die Dauer des Schlafes scheinen die nun identifizierten DNA-Abschnitte dagegen nicht zu beeinflussen, wie das Forscherteam berichtet. Um die Aussagekraft ihrer Ergebnisse zu überprüfen, führten Jones und seine Kollegen anschließend Untersuchungen mit rund 85.000 weiteren Probanden durch. Das Besondere: Diese Personen hatten an Schlafstudien teilgenommen – es gab somit objektive Messdaten zu ihrem Aufwachverhalten. Und tatsächlich: Auch hier zeigten sich die zuvor gefundenen Auffälligkeiten.

Für die Wissenschaftler ist damit klar, dass die von ihnen identifizierten Genorte tatsächlich mit der Neigung zum Frühaufstehen in Verbindung stehen. Statt zuvor 24 seien nun 351 Frühaufsteher-Gene bekannt. Doch diese Gene bestimmen offenbar nicht nur, ob ein Mensch eher ein Lerchen- oder ein Eulentyp ist. Die Auswertungen enthüllten auch Zusammenhänge mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Demnach neigen Morgenmenschen generell zu einem besseren subjektiven Wohlbefinden. Außerdem könnten sie weniger anfällig für psychische Störungen wie Schizophrenie oder Depressionen sein. Dass sich der Chronotyp auch auf das Körpergewicht und das Risiko für Diabetes auswirkt, darauf fanden die Forscher allerdings keine Hinweise.

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Einfluss auf die Psyche?

„Unsere Studie liefert eine Vielzahl von Genen, die in Zukunft genauer erforscht werden sollten“, konstatiert Mitautor Mike Weedon. „Durch die große Anzahl an Probanden haben wir bereits starke Belege dafür geliefert, dass Nachteulen ein höheres Risiko für psychische Probleme haben. Es sind aber weitere Studien nötig, um diesen Zusammenhang vollständig zu verstehen.“ Bestätigt sich die Rolle der Chronotyp-Gene als Einflussfaktor für psychische Erkrankungen, können besonders gefährdete Menschen in Zukunft womöglich frühzeitig identifiziert und behandelt werden. „Dies könnte schlussendlich in effektiveren Interventionen für diese Risikogruppen münden“, hofft Rachael Panizzo vom britischen Medical Research Council.

Quelle: Samuel Jones (University of Exeter) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-018-08259-7

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