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Neuer Therapieansatz bei Hautkrebs

Gesundheit|Medizin

Neuer Therapieansatz bei Hautkrebs
Hautkrebs
Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium ist oft schwer zu heilen. © Christoph Burgstedt/ iStock

Patienten mit Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium müssen bisher oft mit Rückfällen und einem Auftreten von Metastasen rechnen. Doch die Prognose könnte sich bessern, wenn sie vor und nach der operativen Entfernung des Melanoms eine kombinierte Immuntherapie erhalten. Das zeigt eine Phase-II-Studie mit 30 Patienten. Zugelassen ist diese Therapie bereits für nicht operable Formen von Hautkrebs. Die aktuelle Studie legt nahe, dass sie auch in Kombination mit einer Operation sinnvoll sein kann, unter anderem um Rückfälle zu verhindern.

Krebszellen nutzen verschiedene Tricks, um sich in unserem Körper auszubreiten und dabei der Immunabwehr zu entgehen. Unter anderem modulieren viele maligne Tumoren die Reaktionen der körpereigenen T-Zellen und sorgen auf diese Weise dafür, dass das Immunsystem sie nicht angreift. In der Krebstherapie kommen daher oft sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren zum Einsatz. Sie blockieren die hemmende Wirkung der auf den T-Zellen sitzenden Immun-Checkpoints und verstärken so die Abwehrreaktion des Immunsystems gegen die Tumorzellen. Ein Anwendungsbereich sind zum Beispiel Melanome im Endstadium (Stadium IV), die bereits Metastasen gebildet haben und nicht operabel sind. Für diese Indikation hat die US Food and Drug Administration (FDA) im März 2022 eine Kombination zweier Immun-Checkpoint-Inhibitoren, Relatlimab und Nivolumab, zugelassen.

Unterstützende Immuntherapie

Ein Team um Rodabe Amaria vom University of Texas MD Anderson Cancer Center in Houston hat nun in einer klinischen Phase-II-Studie untersucht, inwieweit die Immuntherapie auch Patienten helfen kann, deren Tumor noch durch eine Operation entfernt werden kann. Die 30 Probanden der Studie hatten Melanome im Stadium III. In diesem Stadium hat der Tumor bereits das Lymphsystem befallen, kann aber noch operiert werden. Ein Problem ist allerdings bislang das Rückfallrisiko. „Bei Melanomen im klinischen Stadium III kann das Risiko, dass der Krebs nach der Operation wiederkehrt, bis zu 50 Prozent betragen“, erklärt Amaria. „Eines der Ziele der neoadjuvanten Immuntherapie ist es, die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls zu verringern.“

Im Rahmen der Studie erhielten die Patienten vor der Operation zweimal im Abstand von vier Wochen die Kombination aus Relatlimab und Nivolumab. Zusätzlich wurden sie mit zehn weiteren Gaben nach der Operation nachbehandelt. Während der neoadjuvanten Therapie, also der Behandlung vor der Operation, beobachteten die Forscher bei keinem der Patienten schwerwiegenden Nebenwirkungen der Immuntherapie. Ein Patient entwickelte vor der geplanten Operation Hirnmetastasen und wurde deshalb nicht weiter nach dem Studienprotokoll behandelt. Die verbliebenen 29 Patienten konnten wie geplant operiert werden, wobei die Immuntherapie die Operation nicht verzögerte.

„Sichere und wirksame Behandlungsoption“

Die Ergebnisse sind den Forschern zufolge vielversprechend: 17 von 29 Patienten zeigten ein vollständiges Ansprechen auf die neoadjuvante Immuntherapie. Bei ihnen waren also zum Zeitpunkt der Operation keine lebensfähigen Tumorreste mehr nachweisbar. Bei vier weiteren hatte sich der Tumor zumindest um mehr als die Hälfte zurückgebildet. Nach zwei Jahren hatten von den vollständig auf die Therapie ansprechenden Patienten 91 Prozent rezidivfrei überlebt, von den nicht vollständig ansprechenden 69 Prozent. „Unsere Ergebnisse unterstützen die Kombination von Relatlimab und Nivolumab als sichere und wirksame Behandlungsoption in der neoadjuvanten Behandlung des Melanoms im Stadium III“, fasst Amaria zusammen.

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Allerdings absolvierten nur 15 Patienten alle zehn adjuvanten Therapiedosen der Immuntherapie. Bei zwölf Testpersonen wurde die Therapie dagegen vorzeitig aufgrund von Nebenwirkungen beendet, drei zogen ihre Einwilligung zurück. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten sekundäre Nebenniereninsuffizienz und erhöhte Leberenzyme. „Dies wirft die Frage auf, ob eine fortgesetzte Verabreichung in der adjuvanten Phase nach einem pathologischen Ansprechen auf die neoadjuvante Therapie notwendig ist“, schreiben die Forscher. „Außerdem ist bei keinem der Patienten, die die Therapie aufgrund von Toxizität vorzeitig abgebrochen haben, ein Rezidiv aufgetreten.“

In weiteren Studien wollen die Forscher genauer klären, auf welche Weise eine Immuntherapie Patienten mit Hautkrebs am besten helfen kann und welche Biomarker Hinweise darauf liefern können, wie gut ein Patient auf die Therapie anspricht.

Quelle: Rodabe Amaria (The University of Texas MD Anderson Cancer Center, Houston) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-022-05368-8

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