Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ („Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“): Dieser Satz gehört zum unabdingbaren Inventar all derjenigen, die für sich eine erfolgreiche humanistische Ausbildung reklamieren wollen. Gesprochen hat diesen Satz der römische Senator Cato (der Ältere), ein sittenstrenger Römer von altem Schrot und Korn. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass Cato diesen Satz wahrscheinlich so gar nicht gesagt hat. Überliefert ist die Sentenz nur bei dem griechischen Biographen Plutarch, der demzufolge auch auf Griechisch schrieb. Im Original lautet der Satz, etwas sperriger und grammatikalisch weitaus weniger elegant: „Es scheint mir richtig, dass auch Karthago nicht sein soll.“ Erst aus der Relatinisierung entstand dann das Musterbeispiel des Lateinschülern bestens bekannten AcI (Akkusativ mit Infinitiv).
Unglücklicherweise hat Cato die praktische Umsetzung seiner im Senat bei jeder passenden und mehr noch jeder unpassenden Gelegenheit vorgetragenen Forderung nicht mehr miterlebt. Das römische Urgestein, museales Relikt einer längst vergangenen Zeit, als Werte wie Disziplin und Moral bei den Senatoren noch großgeschrieben wurden, starb bereits 149 v. Chr. Das war drei Jahre bevor die Römer die Stadt Karthago dem Erdbeben gleichmachten. Dies taten sie wiederum nicht, um Cato postum einen Gefallen zu erweisen. Karthago, einst mächtige Handelsmetropole und heute eine der archäo‧logischen Attraktionen in Tunesien, war den Römern stets ein Dorn im Auge, und dies auch noch, nachdem man im Zweiten Punischen Krieg (218 –201 v. Chr.) die von Hannibal geführten Karthager besiegt hatte. Schon im Ersten Punischen Krieg (264 –241 v. Chr.) hatte Rom Karthago als Führungsmacht im westlichen Mittelmeerraum abgelöst. Der Dritte Punische Krieg (149 –146 v. Chr.) setzte nun mit der Zerstörung Karthagos einen dramatischen Schlusspunkt. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 11/2012.
Prof. Dr. Holger Sonnabend