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Die unterschätzten Kolonisten

Der Unabhängigkeitskrieg aus britischer Perspektive

Die unterschätzten Kolonisten
König Georg III. hielt die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien für ein solches Debakel, dass er an Abdankung dachte. Tatsächlich war die britische Regierung lange Zeit überzeugt gewesen, den Aufruhr unter Kontrolle zu bekommen – zu lange glaubte man an die Loyalität der Siedler.

Dass Großbritannien im Jahr 1783 den Verlust wichtigen Kolonialbesitzes in Nordamerika hinnehmen musste, war für die Zeitgenossen keineswegs absehbar gewesen. Nur zwei Jahrzehnte vor dem Zusammenbruch des atlantischen Teils des Empire war die britische Kolonialherrschaft in Nordamerika so mächtig wie nie zuvor gewesen. Aus dem Siebenjährigen Krieg war Großbritannien 1763 als Sieger hervorgegangen. Mit der Bezwingung Frankreichs hatten die Briten ihren wichtigsten Konkurrenten im Bereich der kolonialen Expansion nicht nur in Nordamerika, sondern auch in Indien aus dem Feld geschlagen und konnten in der Folge ihre Vorherrschaft in Übersee festigen. Zwischen den nordamerikanischen Kolonisten und den Briten im Mutterland entstand durch den gemeinsam geführten Krieg und vor allem den gemeinsam errungenen Sieg ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Siedler betrachteten sich als loyale Untertanen ihres Königs und als Teil einer freiheitlichen, protestantischen Wertegemeinschaft, die ihre Überlegenheit gegenüber dem tyrannischen katholischen Frankreich überzeugend demonstriert hatte.

Gleichzeitig zeichneten sich damals bereits die Probleme ab, die zur Loslösung der Kolonien vom Mutterland führen sollten. Nach dem Siebenjährigen Krieg hielten es die Politiker in London für wichtig, die neugewonnene Vormachtstellung in Übersee zu konsolidieren. Das Empire stellte sich in London als Flickenteppich aus Siedlungskolonien, Plantagenbesitzungen, Handelsniederlassungen, Flottenstützpunkten und indirekt beherrschten Einflussgebieten dar, in denen verschiedene Verwaltungssysteme, Wirtschafts- und Gesellschaftsformen existierten. Mit der Eroberung der vormals französischen Gebiete in Kanada hatte Großbritannien ein riesiges Territorium hinzugewonnen, das die kulturelle und administrative Uneinheitlichkeit im nordamerikanischen Bereich des Empire noch vergrößerte. Der Regierung in London schienen der Aufbau einer strafferen Verwaltung und die bessere Durchsetzung der bestehenden Gesetze dringender denn je.

Um die Kolonien fester an das Mutterland zu binden, begann die britische Regierung in verschiedenen Bereichen Einfluss zu nehmen. So sollten die ungezügelte Landnahme durch Siedler und Spekulanten staatlich reglementiert und der weitverbreitete Schmuggel durch schärfere Kontrollen unterbunden werden. Ferner beschloss man, auch nach dem Siebenjährigen Krieg britische Truppen in Nordamerika zu belassen. Da die hohen Kriegskosten die Staatsverschuldung gewaltig in die Höhe getrieben hatten, hielt eine große Mehrheit der Parlamentarier es für selbstverständlich, dass die Kolonien sich an der Finanzierung der Truppen beteiligen müssten, die schließlich deren eigener Verteidigung dienten. Die Gelder sollten über eine Besteuerung der Kolonisten eingenommen werden.

Die Kolonisten fühlten sich nach dem Sieg über Frankreich aber nicht mehr akut bedroht. Sie wollten keine Steuern zahlen, um ein stehendes Heer zu finanzieren, das ihrer Ansicht nach den einzigen Zweck hatte, sie einer strengeren Kontrolle durch das Mutterland zu unterstellen. Darüber hinaus warfen sie die Frage auf, ob das Parlament in London überhaupt von der Verfassung dazu berechtigt sei, die Kolonien zu besteuern. Sie stellten sich auf den Standpunkt, dass ihre Loyalität dem König gelte, die Steuern allerdings nur von ihren eigenen kolonialen Versammlungen erhoben und eingefordert werden könnten. Das Parlament in London, in dem die Kolonisten nicht vertreten waren, sei weder zur Gesetzgebung noch zur Steuereinziehung in den Kolonien berechtigt…

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Literatur Philipp Gassert/Mark Häberlein/ Michael Wala, Kleine Geschichte der USA. Stuttgart 2007. Hermann Wellenreuther, Von Chaos und Krieg zu Ordnung und Frieden. Der Amerikanischen Revolution erster Teil, 1775 –1783. Berlin 2006. P. J. Marshall, The Making and Unmaking of Empires. Britain, India, and America c. 1750–1783. Oxford 2005.

PD Dr. Ulrike Kirchberger

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