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Ein sicherer Ort für Reisende

Karawanserei

Ein sicherer Ort für Reisende
Karawansereien zählten zur Infrastruktur orientalischer Fernhandels- und Pilger?wege. Hier fanden Reisende ein sicheres Quartier für die Nacht.

Man trifft auf Reisen in diesen Ländern weder Dörfer noch Wirthshäuser zur Nachtherberge“, berichtet ein englischer Orient-Reisender 1697, wohl aber gebe es in Städten oder an den Landstraßen spezielle Unterkünfte: „Sie sind wie ein Kloster gebaut mit einem Hofe in der Mitte … Allen Reisenden ist es erlaubt gegen Erlegung einer Kleinigkeit an den Aufseher und oft ohne alle Abgaben, hier vor Wind und Wetter Schutz zu suchen.“

Karawansereien gab es im Orient von der Mittelmeerküste bis weit nach Osten. Der Begriff kommt aus dem Persischen: Karvan ist eine Reisegesellschaft, saray ein großes Haus. Seit dem Altertum stellten die Händler große Karawanen zusammen, um sich bei ihrem Überlandverkehr gegen Überfälle durch Nomaden zu schützen. In der Nacht oder bei länger anhaltender schlechter Witterung ließ sich eine Karawane in derartigen Unterkünften versorgen, zudem waren sie Warenumschlagplatz und Nachrichtenbörse. Im assyrischen Reich sind sie bereits für das zweite vorchristliche Jahrtausend nachgewiesen. Man nannte sie bit wabre, Haus des Gastfreunds, denn die frühen Fernhandelsunternehmen stützten sich auf ein System von Schutzfreundschaften, die etwa die Rast an lebenswichtigen Wasserstellen gestatteten. Derartige vertragliche Vereinbarungen und Geleitbriefe, die den Händlern Sicherheit gewährten, waren noch bis ins beginnende 20. Jahrhundert gang und gäbe.

Wir wissen nicht, wie die frühen Raststationen gebaut waren. Die ältesten erhaltenen Karawansereien stammen aus dem Mittelalter. Es sind befestigte kastellförmige Bauten mit Ecktürmen. Im Erdgeschoß befanden sich Lagerhallen und Stallungen, im ersten Stock die Unterkünfte für die Händler. In vielen Karawansereien gab es eine kleine Moschee, manche boten allen erdenklichen Komfort, wie ihn die Kaufleute aus ihren Stadthäusern gewohnt waren, etwa Bäder und sogar Musikkapellen zur abendlichen Unterhaltung. Der osmanische Reisende Evliya Çelebi berichtet 1672, in einer ägyptischen Karawanserei hätten sich die Gäste in einem großen Kaffeehaus erfrischt.

Der Bau von Karawansereien war in vielen islamischen Reichen staatlich organisiert, dienten sie doch der militärischen Sicherung von Handels- und Pilgerrouten. Bis ins 19. Jahrhundert schützten auf der arabischen Halbinsel befestigte Unterkünfte die Brunnen am Pilgerweg nach Mekka gegen Überfälle von Beduinen. In manchen Regionen waren sie im Abstand einer Tagesreise (rund 30 Kilometer) angelegt. Auf dem Gebiet der heutigen Türkei ließen die Seldschukensultane seit dem 12. Jahrhundert solche Anlagen errichten, auch hohe Beamte traten als Stifter hervor, denn der Bau einer Karawanserei galt als gottgefälliges Werk. Je nach Umfang der Stiftung erhielten Reisende sogar eine kostenlose Mahlzeit. In den Städten dienten ähnliche Bauten den Händlern als Wohnsitz für ihre oft mehrwöchigen Aufenthalte in den großen Handelszentren der islamischen Welt, sie waren zudem Börse und Verhandlungsort für Geschäfte.

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Christian Ottersbach

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