Wer heute nach Pistoia kommt, findet eine typisch toskanische Mittelstadt, reich und reinlich. In der Mitte steht mit prachtvoller Fassade die spätgotische Kathedrale San Zeno, gegenüber das schwarz-weiß gestreifte Baptisterium San Giovanni in Corte. Der Palazzo del Comune und der Palazzo del Pretorio erinnern an die vergangene Herrlichkeit einer italienischen Stadt‧republik. Unweit der Prachtbauten aus dem 14. Jahrhundert, an der Piazza del Duomo, ragt ein Turm 30 Meter in die Höhe. Im Mittelalter war das Gemäuer aus grauem Naturstein Wohnsitz eines der aristokratischen Klans, die sich innerhalb der Mauern von Pistoia befehdeten.
Die Legende will es, dass die Anfänge des Turms viel weiter in die Geschichte der toskanischen Stadt zurückreichen: bis in die Zeit, als Pistoia noch Pistoria hieß und eine unbedeutende italische Landstadt war. Wegen ihrer militärisch exponierten Lage war die Stadt über die Via Cassia an das römische Straßennetz angeschlossen. Zu einer gewissen historischen Prominenz verhalf der Siedlung einzig jene Schlacht, die hier im Jahr 62 v. Chr. zwischen einem Heer des Senats und bewaffneten Aufständischen geschlagen wurde, die wenige Monate zuvor den Putsch gegen die Republik gewagt hatten. Anführer der Rebellen war ein gewisser Lucius Sergius Catilina. Er ist einer der Protagonisten dieser historischen Episode, und er soll, so munkelt man, unter dem finsteren Turm im Herzen Pistoias begraben liegen, der deshalb „Torre di Catilina“ heißt. …
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Prof. Dr. Michael Sommer