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Mehr als Nachbarn

Bayern und Österreich im 18. Jahrhundert

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Mit dem „Privilegium minus“ begann 1156 die getrennte Geschichte Bayerns und Österreich. Erst 600 Jahre später wurde ihre „Wiedervereinigung“ wieder eine politische Option.

Mehr als Nachbarn Bayern und Österreich im langen 18. Jahrhundert Ferdinand Kramer

Eine Wiedervereinigung von Österreich und Bayern: Diese politische Option prägte die Nachbarschaft beider Länder vom späten 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert nicht minder als die Einschätzung „Baiern und Österreich allezeit conträr“ aus dem„Mundus Christiano BavaroPoliticus“, einer bayerischen Politiklehre der Jahre 1709 bis 1711. Im Folgenden geht es um mehr als eine Nachbarschaft in der Mitte Europas, die über territoriale Grenzen hinweg eine große Vielfalt von Verflechtung, Kooperation, Solidarität, aber auch von Konflikten und Kriegen, also Ambivalenzen, erkennen lässt. Eine mögliche Wiedervereinigung der beiden seit 1156 getrennten Nachbarländer und dieBeziehungen zueinander standen ebenso im Kraftfeld der Transformationen europäischer Politik wie in jenem bilateraler Interessen. Doch jenseits der territorialen, dynastischen und politischen Ebenen war die Nachbarschaft durch die naturräumliche Verbundenheit, durch die Flüsse als gemeinsame Transport- und Handelswege, durch die Verbindungen über die Alpen, durch das Wissen um eine ursprünglich gemeinsame, jetzt aber dualistisch interpretierte Geschichte, durch die konfessionelle Übereinstimmung und kirchliche Vernetzungen, durch Kultur und Austauschprozesse sowie durch zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Verflechtungen geprägt – so intensiv, dass noch die Ethnografen des 19. und 20. Jahrhunderts viele Gemeinsamkeiten entdecken wollten oder auch alliierte Politiker wie Winston Churchill sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Donaustaat mit dem vereinigten Bayern und Österreich vorstellen konnten.

Wenn im Folgenden von Österreich die Rede ist, dann steht dies nicht nur für die österreichischen Erblande oder gar das heutige Österreich, sondern allgemeiner für die Herrschaftsbereiche und -befugnisseder Habsburger, die sich in jener Epoche in Europa noch einmal beträchtlich zur Großmacht geweitet haben. Ähnliches gilt für das freilich ungleich kleinere mittelgroße Bayern. Dabei wird in erster Linie vom Kurfürstentum Bayern gesprochen, das 1778 um die Pfalz erweitert wurde, nach 1800 verschiedene Herrschaften in seinem Umfeld übernahm und dann wieder abzugeben hatte, schließlich um Franken und Schwaben erweitert und 1806 zum Königreich erhoben wurde.

Nachbarschaft und dynastische Interessen

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Die enge Nachbarschaft zwischen Bayern und Österreich hat ihre Wurzeln in einer langen gemeinsamen Geschichte und entsprechend entwickelter Raumorganisation, bevor ab1156 zuerst die Ostmark, dann die Steiermark und Tirol sowie andere kleinere Gebiete vom Herzogtum Bayern abgetrennt wurden und in den österreichischen, später habsburgischen Länderverbund kamen. Über den sich entwickelnden territorialen Grenzen zwischen Bayern und Österreich bestanden die im Mittelalter geschaffenen Strukturen der Bistumsorganisation oder der Klostergrundherrschaften fort, die erst mit den Reformen der Aufklärungsepoche, vor allem aber mit dem Umbruch von 1791 bis 1815/16 und der Säkularisation entflochten wurden. Die Abspaltung der österreichischen Lande, außerdem die herrschaftliche Verselbständigung des Hochstiftes Salzburg und der Fürstpropstei Berchtesgadentrenntenseit dem Mittelalter herrschaftlich wichtige Handelswege, etwa über die Alpen, oder Transportmöglichkeiten auf der Donau, dem Inn und der Salzach. Sie trennten aufeinander angewiesene Rohstoffvorkommen wie das Salz und dazugehörige Salinenwälder, sie trennten auch Vieh- und Getreide- sowie andere Märkte von ihren Konsumenten. Auf beiden Seiten der zwischen Bayern und Österreich aufgerichteten Grenzen blieb man jedoch aufeinander angewiesen. Die bilateralen Beziehungen hatten für die Menschen in den Grenzregionen und ganz allgemein für Österreich, Salzburg, Berchtesgaden und Bayern große wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung. Zahlreiche Verhandlungen und Vereinbarungen regelten entsprechend die Beziehungen und den Grenzverkehr.Vor allem als im Laufe des 18. Jahrhunderts auf beiden Seiten Verwaltung und Staatlichkeit intensiviert, Grenzen bereinigt, die Zollpolitik modernisiert und der Straßenausbau sowie der Flussbauforciert wurden, galt es immer wieder entsprechende Verträge zwischen Bayern, Österreich und Salzburgzu schließen. Der im Laufe des 18. Jahrhunderts beschleunigte Infrastrukturausbau verstärkte gleichsam dialektisch zu den territorialen Grenzen die konkreten Verbindungen zwischen Bayern und Österreich.

Aus dem Mittelalter herrührend, wirkte die Bistumsorganisation noch im 18. Jahrhundert als eine Klammer zwischen Bayern und Österreich, wenngleich die Landesherren auf beiden Seiten Pläne verfolgten, die Grenzen der Diözesen jenen ihrer Territorien anzugleichen. Der Salzburger Erzbischof blieb bis zum Umbruch um 1800 Metropolitan der bayerischen Diözesen, nur der Bischof von Passau erreichte 1722 die Exemtion. Der Salzburger Bistumssprengel reichte vom Raum südlich von Wien weit in bayerisches Kernland, auch mit dem Suffraganbistum Chiemsee. Der Sprengel des Bistums Passau, der größte im Heiligen Römischen Reich, weitete sich bis Niederbayern über Wien hinaus, auch wenn man Wien schon im 15. Jahrhundert zu einem eigenen kleinen Bistum erhoben hatte. Erst 1722 wurde Wien Metropolitansitz, das Bistum Wiener Neustadt Suffragan. 1729 erlangte Wien einen eigenen kleinen Bistumssprengel. Schließlich gelang es Kaiser Joseph II. 1783, die österreichischen Lande aus dem Bistum Passau zu lösen und in St. Pölten sowie Linz eigene Bistümer zu errichten.Die transterritorialen Strukturen der Kirche haben dazu beigetragen, dass Frömmigkeits- und damit verbundene Lebensformen in Bayern und Österreich ähnlich konturiert blieben. In Wallfahrtsorten wie Altötting trafen Menschen aus Böhmen, Österreich, Salzburg, Berchtesgaden und Bayern aufeinander. Auch Mitglieder der Familien derHabsburger und Wittelsbacher wallfahrteten nach Altötting und bekräftigten damit nicht zuletzt die gemeinsame katholische Identität ihrer Dynastien und Lande.

Mit kirchlichen und monastischen Strukturen blieb der Wissenstransfer eng verwoben. Zwar war mit der Gründung der Universität Ingolstadt 1472 die vorher vielfältige Vernetzung bayerischer Eliten mit der Universität Wien stark abgeflaut. Doch im Bereich der Orden entwickelten sich neue Netzwerke. Die Jesuiten, die sich ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Bayern und Österreich etabliert hatten, bildeten eine hochmobile Bildungselite, die ihre Professoren immer wieder zwischen bayerischen und österreichischen Kollegien und Gymnasien austauschte. Die nach dem Dreißigjährigen Krieg in Salzburg in Gang gekommene Benediktineruniversität führte ebenfalls Studierende und Professoren aus Bayern und Österreich zusammen. Der wissenschaftliche Ehrgeiz der Aufklärungsepoche, zumal auch die historische Forschung, führte zu einem lebendigen Austausch von Korrespondenz und Literatur der Archivare und Gelehrten in den monastischen Zentren Bayerns und Österreichs. Die Nachbarschaft zwischen dem1623zum Kurfürstentum aufgestiegenen und nach der Königswürde strebenden Bayern und dem inzwischen über Jahrhunderte an der Reichsspitze etablierten Haus Habsburg-Österreich hatte zudem eine immense territorialpolitische Bedeutung erlangt. Im Osten und im Süden grenzten das vom Haus Habsburg regierte Königreich Böhmen und die österreichischen Erblande an das Kurfürstentum Bayern, im Westen lagen die österreichischen Vorlande in vielfältiger Nachbarschaftzu Wittelsbacher Besitzungen und Ansprüchen. Im Norden Bayerns lehnten sich zahlreiche reichsstädtische, -adelige und -stiftische Herrschaftenan den Kaiser und damit an das Haus Österreich an, wenngleich sie ähnlich wie Salzburg und die Fürstpropstei Berchtesgaden im Süden auf eine nach Möglichkeit eigenständige Position gegenüber den beiden dominanten Kräften Habsburg und Wittelsbach achteten. Bayern sah sich seit Langem vom scheinbar übermächtigen Haus Habsburg eingekreist und eingeengt. Dazu kam die Wahrnehmung einer territorialen Verlustgeschichte, zumal das eigene Land schon Jahrhunderte ein Herzogtum oder gar Königreich zur Zeit Karls des Großen gewesen war, bevor man Österreich im Jahr 1156 zunächst als Lehen von Bayern herausgetrennthatte. Später waren dann die Steiermark und Tirol, schließlich Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg, zuletzt auch noch das Innviertel von Bayern abgetrennt und dem Haus Österreich einverleibt worden. Umgekehrt waren bayerische territoriale Erfolge gegenüber Österreich meist nur von kurzer Dauer, ob nun Besatzungen in Oberösterreich oder die Einverleibung Salzburgs, Tirols und Vorarlbergs in der Zeit von 1805 bis 1814/16. Allein die vorderösterreichischen Besitzungen zwischen Iller und Lech konnte Bayern auf Dauer an sich bringen.

Die politische Bedeutung der Nachbarschaft resultierte auch aus der Verwandtschaft der Häuser Wittelsbach und Habsburg, die seit dem Spätmittelalter vielfach durch Heiraten miteinander verbunden waren, was vom späten 17. bis frühen 19. Jahrhundert manche Erneuerung erfuhr. So ehelichte der bayerische Kurfürst Max Emanuel im Jahr 1685 Maria Antonia, eine Tochter Kaiser Leopolds I. Sein Sohn und Nachfolger Karl Albrecht ging mit Maria Amalia, der Tochter Kaiser Josephs I., die Ehe ein. Der betagte pfalz-bayerische Kurfürst Karl Theodor erhoffte durch eine Verheiratung mit Maria Leopoldine von Österreich-Este 1795 vergeblich noch legitime Erben zu bekommen. Auf der anderen Seite war Kaiser Leopold I. von 1676 an in dritter Ehe mit derWittelsbacherinEleonore aus dem Haus Pfalz-Neuburg, Kaiser Joseph II. in zweiter Ehe 1765 mit Maria Josepha, einer Wittelsbacherin aus München, verheiratet. Kaiser Franz I. ehelichte 1816 Karoline Auguste, die Tochter des bayerischen Königs. Die Eheverbindungen, von denen nicht wenige unglücklich blieben, hatten politischen Strategien und dynastischen Interessen zu folgen. Sie bekräftigten politische Bündnisse zwischen Bayern und Österreich und sollten, obwohl die Frauen in der Regel einen Erbverzicht zu leisten hatten, doch auch Erbansprüche begründen helfen. Insofern stand hinter den Heiratsbündnissen auch die Option, Österreich und Bayern gegebenenfalls dynastisch vereinen zu können. In den Konflikten um die österreichische und bayerische Erbfolge des 18. Jahrhunderts leiteten Juristen und Archivare beider Seiten noch aus den mittelalterlichen Eheverbindungen gegenseitige territoriale Ansprüche ab.

Die Fürstenhochzeiten hatten noch weitergehende Wirkung, denn mit den Ehegattinnen zogen adelige Damen als Gefolge aus Bayern in die Frauenzimmer an die Wiener Hofburg, oder aus Österreich in die Münchner Residenz. Das trug nicht nur zur einen oder anderen Verwandtschaft zwischen bayerischem und österreichischem Adel bei, sondern führte auch dazu, dass sich vor allem in München so etwas wie eine „österreichische Partei“ ausbilden konnte. Zu dieser gehörten meist einige Minister, auch Vertreter der Landstände. Gestützt wurde die Gruppierung in der Regel vom kaiserlichen Gesandten in München, der über alle wichtigen Vorgänge nach Wien berichtete und sich nicht selten kräftig in die bayerische Politik einmischte. Auch wenn der ungleich geringere bayerische Einfluss am Kaiserhof nicht damit zu vergleichen ist, so stellte doch die Wiener Gesandtschaft die wichtigste Auslandsvertretung des bayerischen Kurfürsten dar. Bilaterale Angelegenheiten und Reichsangelegenheiten bestimmten sein Tätigkeitsspektrumgleichermaßen. Durch ihre Gesandten wussten Wien und München gut voneinander Bescheid, keineswegs nur über politische Belange, sondern auch über Tratsch am Hof, über Ereignisse und Vorkommnisse jeglicher Art in der Stadt. Nicht selten legten die Gesandten ihrem Bericht ein Flugblatt, ein Druckwerk oder eine Zeitung bei. Wien galt für Bayern als wichtiger Umschlagplatz und Quell von Nachrichten, ähnlich wie der nahe Reichstag in Regensburg.

Bayern, Österreich und das Reich

Die Nachbarschaft zwischen Bayern und Österreich war auch durch die Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich geprägt. Das Herzogtum Bayern blieb bis zum Ende des Alten Reiches ein Lehen. Erst der Frieden von Preßburg 1805 brachte die Lösung vom Lehenskonnex, was dem Ende des Alten Reiches vorgriff. Auch wenn das Herzogtum Bayern ab 1180 erblich in der Hand des Hauses Wittelsbach war, wurde doch jeder bayerische Landesherr von Neuem formal mit der Lehensurkunde des Reichsoberhauptes in Wien bestellt. Umgekehrt brauchten die Habsburger bei der Wahl zum König bzw. Kaiser die Stimmen der Kurfürsten aus dem Hause Wittelsbach, jene Bayerns, der Pfalz und bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts auch die des Bischofs von Köln, der bis 1761 stets aus dem Haus Wittelsbach kam. Wie sehr die auf das Mittelalter zurückgehenden Reglements des Reichs auch noch im 18. Jahrhundert wirksam wurden, zeigte sich vor allem in den großen europäischen Auseinandersetzungen der Spanischen, Österreichischen und Bayerischen Erbfolgekriege. Zweimal – im Spanischen Erbfolgekrieg mit der Reichsacht für den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel 1704 bis 1715 und beim Aussterben der Münchner Linie der Wittelsbacher 1777 – bediente sich der Kaiser des Reichslehensrechtes und entzog dem bayerischen Herzog ganz oder teilweise die Reichslehen in Bayern. Und 1742 wählten die Kurfürsten nach Jahrhunderten erstmals keinen Habsburger, sondern einen Wittelsbacher zum König bzw. Kaiser.

Die Bindung an das Reich blieb für Bayern entsprechend ambivalent. Einerseits verstanden sich Bayern und das Haus Wittelsbach dem Reich zugehörig. Loyalität gegenüber dem Reich und dem Kaiser blieben ein Leitbild bayerischer Politik. Nicht zuletzt erinnerten die Wittelsbacher an die Römischen Könige bzw. Kaiser aus dem eigenen Haus, insbesondere an den mittelalterlichen Kaiser Ludwig den Bayern (1314/28–1347), aber auch an Ruprecht von der Pfalz (1400–1410). Wiederholt gehörte in dem hier genannten Zeitraum der Griff nach der Kaiserkrone zu den Optionen bayerischer Politik, wie sie freilich nur einmal 1742 und dann für nur drei Jahre realisiert werden konnte. Andererseits hatte sich in Bayern die feste Überzeugung entwickelt, die Kaiser in Wien würdenihre Kompetenzen als Reichsoberhaupt für die dynastischen und territorialen Interessen des Hauses Habsburg ge- und missbrauchen, auch auf Kosten Bayerns. Unvergessen blieb der Verlust der Gerichte Kitzbühel, Rattenberg und Kufstein zu Beginn des 16. Jahrhunderts; Bayern suchte sie auch im 18. Jahrhundert wiederholt zurückzuerlangen. Die kaiserliche Besetzung in Bayern von 1704 bis 1715 und die damit einhergehende Übertragung von Lehen in Bayern an das Haus Österreich, die kaiserliche Besetzung Bayerns im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1745)oder dann im Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) mit dem Übergang des Innviertels an Österreich, die Ausrufung eines österreichischen Kaisers 1804 und nicht zuletzt die militärischen Drohungen gegen Bayern im Krieg gegen Napoleon 1805: All das ließ in Bayern immer wieder Vorbehalte gegen Wien und seine Rolle als Spitze des Reiches aufleben. Die Politik Kaiser Josephs II. im Bayerischen Erbfolgekrieg erschütterte das Vertrauen in das habsburgische Reichsoberhaupt nachhaltig. Schließlich trug Bayern 1805/06 durch sein Bündnis mit Napoleon gegen Österreich, durch den Frieden von Preßburg, die Ausrufung des Königreichs und die Teilhabe am Rheinbund zum Ende des Alten Reiches bei. Zu sehr hatte das Reich hinter österreichische Interessen zurücktreten müssen, als dass nicht auch andere Reichsfürsten den Weg zu weiterreichender Souveränität angestrebt hätten.

Bayern und Österreich im europäischen Mächtekonzert

Die Beziehungen zwischen Bayern und Österreich genossen bei den europäischen Großmächten immer dann besondere Aufmerksamkeit, wenn diese befürchteten, das Haus Habsburg könnte sich Bayern einverleiben oder die völlige Desintegration der bayerischen Lande betreiben. In solchen Fällen hätte aufgrund der Größe und der strategischen Lage Bayerns das Gleichgewicht der europäischen Großmächte empfindlich gestört werden können, was die bayerisch-österreichischen Beziehungen auch in den Fokus der europäischen Öffentlichkeit rückte. Diese Öffentlichkeit besaß nicht zuletzt am Immerwährenden Reichstag in Regensburg, der sich dort ab 1663 etabliert hatte, eine wichtige Plattform; sie konnte wegen der räumlichen Nähe von München und von Wien aus gut genutzt werden.

Das europäische Mächtesystem erlebte vom späten 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert vielfältige Transformationen, doch war es seit Langem von einer scharfen Konkurrenz der Häuser Bourbon und Habsburg, demnach von Frankreich einerseits und Österreich andererseits geprägt. Zwar konnte das vom Haus Habsburg eingekreiste Frankreich dieses 1714 aus Spanien verdrängen, doch blieben im Norden die Österreichischen Niederlande, im Süden Mailand und im Osten vorderösterreichische Besitzungen. Darüberhinaus setztendie Habsburger mit der erfolgreichen Expansion gegen die Türken im späten 17. Jahrhundert zu neuer Größe an. Aus der Konkurrenz zwischen Österreich und Frankreichzogunter anderem Preußen Nutzen, das Mitte des 18. Jahrhundert zu einem weiteren Gegenspieler Habsburg-Österreichs und zur europäischen Großmacht aufstieg. Im Süden konnte Bayern im Wechselspiel zwischen Frankreich und Österreich und dann Preußen Positionen gewinnen, auch als es 1756 völlig überraschend zu einem Bündnis zwischen den alten Gegnern Frankreich und Österreich kam, das aber die grundlegenden Interessen beider Mächte nicht wesentlich änderte:Mit dem Willen Wiens oder gegen ihn und trotz manch herber Verwerfungen war den Wittelsbachernder Ausgriff auf mehrere Hochstifte am Niederrhein seit 1683, auf die Fürstentümer Jülich und Berg 1614 undaußerdem die Rangerhöhung zum Kurfürstentum 1623 gelungen. Weiter erreichte der Münchner Hof die Exspektanz auf die spanische Krone, das freilich wenig erfolgreiche Kaisertum 1742 bis 1745, die Vereinigung der beiden Kurfürstentümer Bayern und Pfalz samt dem Fürstentum Pfalz-Neuburg 1778/79 und schließlich die Erhebung zum Königreichim Jahr 1806. Dazu kamen beträchtliche territoriale Erweiterungen in der Oberpfalz, mit der rheinischen Pfalz und schließlich den schwäbischen und fränkischen Herrschaften, die nach der Abkehr von Napoleon im Ausgleich mit Österreich im Vertrag von Ried 1813 und endgültig 1815/16 als Folge des Wiener Kongressesfür Bayern gesichert werden konnten.Die europäische Mächtekonstellation ermöglichte es dem Haus Wittelsbach, sich auch in schweren Krisen immer wieder neu zu behaupten und zu konsolidieren, trotz der Ambitionen des mächtigen Nachbarn Österreich.

Eingenommen von den Herausforderungen als europäische Großmacht, war Bayern für den Wiener Hof eher von punktuellem Interesse. Ihmkam Bedeutung zu, wenn es galt,mit den Stimmen der Wittelsbacher Kurfürsten die katholische Mehrheit im Kurkollegium und damit letztlich das habsburgische Kaisertum zu sichern. Auch im Kampf gegen die Türken waren die Rückendeckung und Hilfe Bayerns von Nutzen, ebenso wie immer wieder in Kämpfen gegen Expansionsbestrebungen Frankreichs. Andererseits konnte Bayern unter geostrategischen Gesichtspunkten für Österreichauch ein lästiger Stachel sein, der gegebenenfalls Handelswege unterbrach oder störte, der von Frankreich, später auch Preußen oder gar Russland instrumentalisiert wurde, um gegen Wien in den Reichsinstitutionen, in der europäischen Politik oder gar in Kriegen Front zu machen. Deswegen rückte Bayern in Wien im Laufe des 18. Jahrhunderts wiederholt in den Fokus von Konvenienz-, Tausch-, Arrondierungs- und Gleichgewichtsüberlegungen. Das Wiener Begehren auf Bayern wurde umso intensiver, als das Haus Bourbon 1714 Spanien und als Preußen 1740/42 Schlesien gewannen und zudem eine berechtigte Anwartschaft auf die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth hatte. Insofern glaubte man in Wien, mit einem Erwerb Bayerns das Gleichgewicht gegenüber Preußen wahren zu können. Zudem hätte die Einverleibung Bayernsdie Konsistenz der habsburgischen Besitzungen von Böhmen bis Vorderösterreich und entlang der Donau sowie nördlich und südlich der Alpen und damit die Macht Österreichs in Europa und im Reich langfristig substanziell gestärkt. Gerade deswegen aber stellten sich die anderen europäischen Großmächte dagegen.

Vom späten 17. Jahrhundert bis ins beginnende19. Jahrhundert strebte Österreich tatsächlichimmer wieder die Einverleibung Bayerns an, wobei sich vier Varianten einer möglichen Übernahme erkennenlassen: die Personalunion nach einem Erbgang; die Desintegration Bayerns über die kaiserliche Inanspruchnahme des Lehensrechtes bzw. von Reichslehen und böhmischen Lehen in Bayern; ein Tausch von Bayern mit den Österreichischen Niederlanden; die militärische Eroberung. Alle entsprechenden Überlegungen in Wien und dann auch die konkreten Versuche der Umsetzung scheiterten an den Interessen der anderen europäischen Mächte oder auch am entschiedenen Widerstand in Bayern selbst. Man wird freilich nicht verkennen, dasswiederholt auch in Bayern sowohl einzelne Fürsten wie Max Emanuel und Karl Theodor als auch ein Teil der Eliten des Landes sich durchaus einen Tausch etwa mit den Österreichischen Niederlanden und damit eine Vereinigung von Bayern und Österreich vorstellen konnten. Auch die umgekehrte Option einer Vereinigung der beiden Nachbarländer von Bayern aus stand zur Debatte: Schon der bayerische Kurfürst Max Emanuel stellte Überlegungen an, Österreich auf dem Erbwege an sich zu bringen, sein Sohn und Nachfolger Karl Albrecht versuchte nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 dies im Bündnis mit den europäischen Großmächten zu realisieren.

Bündnisse,Konflikte und Identitäten

In relativ kurzen Intervallen lösten einanderab dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert kriegerische Konflikte und Bündnisse zwischen Bayern und Österreich ab. Daneben störten immer wieder einmal kleinere Interessengegensätze in Grenz- und Lehensfragen, im Handel, bei der Besetzung von Bischofsstühlen, von Posten in Reichsinstitutionen oder von Gesandtschaften in Wien, München oder Regensburg die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn. Diese kleineren Auseinandersetzungen hielten freilich auch in Friedenszeiten das Bewusstsein einer ständigen Konkurrenz, manchmal auch Feindschaft wach. Vor allem die kriegerischen Konflikte und militärische Besatzungen trugen dazu bei, dass sich auf bayerischer Seite Bilder und Stereotypen von Österreich entwickelten, die beide Länder auch in der kulturellen Deutung, etwa in der Form eines Landespatriotismus oder im Verständnis einer bayerischen bzw. österreichischen Nation, profilierter voneinander abgrenzten. Die sogenannte Sendlinger Mordweihnacht, der Aufstand bayerischer Bauern und Handwerker 1705 gegen die Besatzung durch Truppen des fränkischen Reichskreises bzw. des Kaisers, die österreichische Besatzung Bayerns in den Erbfolgekonflikten von 1740 bis 1745 und 1778/79 blieben im kollektiven Gedächtnis Bayerns präsent, gleichwie wie im kollektiven Gedächtnis Österreichs die bayerische Besatzung Oberösterreichs im Dreißigjährigen Krieg und jene Tirols in den Jahren 1703 und 1809 eingebrannt waren. Bezeichnenderweise versuchte Napoleon nach der Schlacht von Austerlitzdie gewachsenen bayerischen Vorbehalte gegen Wien zu nutzen, als er im Jänner 1806 mit einst von Österreich eroberten bayerischen Kanonen und Fahnen aus Wiener Depots in München einzog und so die alte Gegnerschaft zum Kaiserhaus einmal mehr in Erinnerung rief. Die Konflikterfahrungen mit Österreich trugen zur bayerischen Identitätsbildung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts wesentlich bei und hatten auch zur Folge, dass der Münchner Hofsich seit dem Spanischen Erbfolgekrieg stärker von Wien abgrenzte, sich zunächst vor allem an Frankreich und später stärker auch an Preußen orientierte.

Für die europäischen Mächte und nicht zuletzt für Österreich blieb Bayern ein schwer berechenbarer Partner. Oft geriet das Kurfürstentum in den Sog der jeweils dominanten Großmacht, wobei der Nachbar Österreich im Vordergrund stand. Doch je nach Interessenlage und politischer Opportunität ging Bayern einmal mit Österreich, das andere Mal mit Frankreich oder Preußen gegen Österreich Bündnisse ein. Bayern vollzog in den Wechselfällen europäischer Politik und Krisen wiederholt auch abrupte Bündniswechsel oder versuchte, sich durch Neutralität den Konflikten der Großmächte zu entziehen. Bayern zog sich damit nicht selten den massiven Ärger des Wiener Hofes zu, der im Gegenzug das Land immer wieder zum Kriegsschauplatz werden ließ oder mit kaiserlichen bzw. österreichischen Truppen durchzog, besetzt hielt und ausnahm.

Nach einer längeren Friedensperiode an der Seite Frankreichsnahm Bayern im Jahr 1683 einen Bündniswechsel zu Österreich vor, was unter anderem Aussichten auf das habsburgische Erbe in Spanien bot. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel beteiligte sich an vorderster Front am Krieg des Kaisers gegen die Türken. So begründete er europaweiten Ruhm und bekam die Statthalterschaft über die Spanischen Niederlande in Brüssel.Knapp 20 Jahre später, im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714), schwankte der Kurfürst lange zwischen der kaiserlichen und der französischen Seite, schloss sich dann aber Ludwig XIV. an, der nicht nur größere territoriale Versprechungen machte, sondern auch eine Rangerhöhung mit dem Königtum in Aussicht stellte. So entschied sich Max Emanuel, der von Wien vergeblich unter anderem Tirol, Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein gefordert hatte, 1702 für ein Bündnis mit Frankreich. Nach ersten Erfolgen verlor er nach der Niederlage von Höchstädt1704 gegen vereinigte kaiserlich-österreichische und überraschend vorgestoßene englische Truppen sein Land. Im Jahr 1706 wurde die Reichsacht über Max Emanuel verhängt. Bayern war von kaiserlichen Truppen besetzt, die bei der Niederschlagung eines Aufstandes 1705 bei Sendling und Aidenbachein Blutbad anrichteten.Vor allem den Interessen Frankreichs und Englands hatte es Max Emanuel zu verdanken, dass er 1714 im Frieden von Rastatt und Baden wieder in den Besitz seiner Lande kam. Lieber freilich wäre ihm ein Tausch mit den Niederlanden gewesen, dem der Kaiser sowie Frankreich zustimmten, nicht aber England und die Generalstaaten.

Im österreichischen Erbfolgekonflikt (1740–1745) stellte sich Bayern auf die Seite Frankreichs und Preußens, obwohl es zuvor die Pragmatische Sanktion, also die weibliche Erbfolge durch Maria Theresia in den österreichischen Landen, anerkannt hatte. Jetzt stellte der bayerische Kurfürst umfassende Ansprüche auf das Erbe der Habsburger und leitete, nachdem Friedrich II. von Preußen in Schlesien eingefallen war, seinerseits militärische Aktionen gegen Österreich ein. 1741 ließ er sich in Linz als neuer Erzherzog huldigen und in Prag zum König von Böhmen krönen. Im Jänner 1742 wählten die Kurfürsten Karl Albrecht schließlich zum Kaiser. Doch die Erfolge waren nur von kurzer Dauer. Noch im selben Monat besetzten österreichische Truppen große Teile Bayerns und die Residenzstadt München. In den Wechselfällen des kriegerischen und diplomatischen Ringens versuchte Wien einmal mehr,sich Bayern einzuverleiben, während der Wittelsbacher zumindest die Erhöhung des Landes zum Königreich durchsetzen wollte. Der Tod des Kaisers im Jänner 1745lähmte alle weiteren Ambitionen. Der neue Kurfürst Max III. Joseph verließ das Bündnis mit Frankreich und Preußen und schloss zu Füssen einen Separatfrieden mit Österreich. Er bekam seine Lande zurück, verzichtete auf Ansprüche auf Österreich und sagte zu, die Wahl von Maria Theresias GemahlFranz Stephan von Lothringen zum Kaiser zu unterstützen. Bayern musste sich einmal mehr dem übermächtigen Nachbarn beugen. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) versuchte der bayerische Kurfürst im Kampf der Großmächte, insbesondere dem zwischen Österreich und Preußen, nach Möglichkeit Neutralität zu wahren, um sein überschuldetes Land vor weitergehendem Schaden zu bewahren. Zwar schloss sich Bayern auf Drängen Österreichs zunächst dem Reichskrieg gegen Preußen mit seinem Reichskontingent an, doch wahrte es de facto Neutralität und unterzeichnete im Januar 1763 formell eine Neutralitätskonvention mit Preußen. Andererseits suchte der Kurfürst den Ausgleich mit Österreich, wählte 1764 Joseph II. zum Römischen König und verheiratete 1765 seine Tochter Josepha mit dem neuen Kaiser.

In den Folgejahren überlagerten die Probleme der bayerischen Erbfolge das Verhältnis der beiden Nachbarn in hohem Maße, da die beiden Wittelsbacher Kurfürsten von Bayernund der Pfalz, Max III. Joseph und Karl Theodor, jeweils ohne legitimen Erben waren und Wien nun einmal mehr die Chance sah, auf Bayern zuzugreifen. Dagegen wollten die beiden Wittelsbacher Kurfürsten die Vereinigung ihrer Länder im Ausgleich mit Österreich, Frankreich und Sachsen erreichen. Als zum Jahresende 1777 Max III. Josef in München starb, setzte der Wiener Hof sofort seine Truppen zur Besetzung weiter Teile Bayerns in Gang und zwang den legitimen Erben, den Pfälzer Kurfürsten Karl Theodor, zu einer Konvention, mit der österreichische Ansprüche anerkannt werden sollten. Dieses Vorgehen rief die europäischen Großmächte, neben Frankreich und Preußen auch Russland, auf den Plan, die letztlich Wien zum Rückzug aus Bayern zwangen, im Frieden von Teschen 1779 die Vereinigung von Pfalz und Bayern garantierten, Österreich aber den Erwerb des Innviertels zugestanden.

In den Jahren 1777 bis 1779 verhandelten Wien und der pfalz-bayerische Kurfürst Karl Theodor auch über einen Tausch ganz Bayerns oder von Teilen des Landes mit den Österreichischen Niederlanden oder den österreichischen Vorlanden. Solche Tauschpläne beschäftigten die europäische Politik 1784/85 noch einmal. Sie scheiterten letztlich an unterschiedlichen Interessen in München und Wien sowie an der Ablehnung der europäischen Großmächte. Dennoch hatten diese Pläne eine bemerkenswerte Wirkung in Bayern und im Reich. Es entfaltete sich eine politische Öffentlichkeit, die nicht nur die Politik des eigenen Kurfürsten hinterfragte, sondern vor allem den Kaiser scharfer Kritik aussetzte. Die Abtretung des Innviertels löste in Bayern eine massive antiösterreichische Stimmung aus, während Preußen als Bewahrer Bayerns wahrgenommen wurde. Der 1785 etablierte Fürstenbund unter Führung Preußens wurde zum Symbol der wachsenden Entfremdung zahlreicher Reichsfürsten von Wien, darunter des Herzogs von Zweibrücken als künftiger Erbe der bayerischen Lande.

In den Kriegen der europäischen Mächte gegen das revolutionäre Frankreich verhielt sich Pfalzbayern 1791 zunächst neutral, schloss sich dann aber 1793 doch an der Seite Österreichs dem Reichskrieg gegen Frankreich an, ohne seine Zurückhaltung gegenüber Österreich aufzugeben, das die Annexion Bayerns weiter als wichtiges Ziel verfolgte, ja wieder forcierte. Letztlich wurde Bayern, das sich der Unterstützung Russlands und Englands zu versichernsuchte, in die Niederlagen Österreichs gegen Frankreich hineingezogen. Nach der verlustreichen Schlacht von Hohenlinden im Jahr 1800 und dem Frieden von Lunéville 1801 schwenkte Bayern schließlich auf die Seite Frankreichs und ließ sich seinen Gebietsstand in Bayern sowieeine Entschädigung für an Frankreich verlorene linksrheinische pfälzische Gebiete garantieren. Auf dieser Grundlageerhielt Bayern mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803und den folgenden Säkularisationen weitreichende territoriale Erweiterungen in Franken und Schwaben. Schließlich erneuerte Pfalzbayern 1805 sein Bündnis mit Frankreich und zog an der Seite Napoleons in die siegreiche Schlacht von Austerlitz. Nach vielen Niederlagen erlebte Bayern an der Seite Frankreichs einen Sieg gegen Österreich; Napoleon gestand Bayern auf Kosten Österreichs weitreichende territoriale Gewinne zu: Tirol, Brixen, Trient, Vorarlberg, die vorderösterreichischen Lande zwischen Iller und Lech. 1810 folgte der Erwerb von Salzburg und Berchtesgaden, des Inn- und Hausruckviertels, während Teile Südtirols dem Königreich Italien zugeordnet wurden. Doch diese Erwerbungen Bayerns sollten von kurzer Dauer sein. Denn bald nach dem Russlandfeldzug Napoleons und mit dessen Machtverfall wechselte Bayern wieder das Bündnis und schloss1813 mit Österreich den Vertrag von Ried, in dem Wien die Souveränität des Königreichs Bayern garantierte und eine Kompensation für an Österreich zurückzugebende Gebiete zusagte. Als Folge dreier bayerisch-österreichischer Verträge von 1814 und 1816 gingen Tirol und Vorarlberg sowie das Inn- und Hausruckviertel an Österreich zurück, Salzburg sollte folgen, im Gegenzug bekam Bayern Würzburg und Aschaffenburg. Damit war ein tragfähiger Ausgleich gefunden.

Versöhnungen

Die bayerisch-österreichischen Verträge von 1813, 1814 und 1816 bildeten die Grundlage,um den schweren Konflikten zwischen Bayern und Österreich, die sich über Jahrhunderte hingezogen hatten, ein Ende zu setzen. Sie bedeuteten auch das Ende österreichischer Ambitionen, sich Bayern einzuverleiben. Zwei Fürstenhochzeiten bekräftigten das neue Einvernehmen: 1816 heiratete Kaiser Franz II. in vierter Ehe die Tochter des bayerischen Königs, Karoline Auguste, und 1854 machte die Ehe Elisabeths von Bayern mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph die Nachhaltigkeit des Ausgleichs zwischen Bayern und Österreich deutlich. Mit dem neuen österreichisch-bayerischen Bündnis konnte ein Diskurs anheben, der nach Versöhnungen und Ausgleich in der Geschichte suchte und die kulturelle, ethnische sowie konfessionelle Verwandtschaft Bayerns und Österreichs betonte.

Beitrag aus dem Katalog zum österreichischen Teil der Ausstellung „Bayern und Österreich“, in DAMALS 4/2012 in stark gekürzter Form abgedruckt.

Weiterführende Literatur Stephan Deutinger, Die Bedeutung politischer Beziehungen für den kulturellen Austausch in der Frühen Neuzeit: Bayern und Österreich 1550–1750. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 137 (2001), S. 39–72. Volker Press, Bayern, Österreich und das Reich in der frühen Neuzeit. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 12 (1980), S. 439–519. Alois Schmid, Bayern und Österreich. Eine schwierige Nachbarschaft. In: Bayernspiegel 6 (1991), S. 7–12. Reinhard Stauber, Der Zentralstaat an seinen Grenzen. Administrative Integration, Herrschaftswechsel und politische Kultur im südlichen Alpenraum 1750–1820. Göttingen 2001. Herbert Wurster (Hg.), Brüder – Feinde – Nachbarn. Österreich – Bayern.Ausst.Kat.Passau 1991.

Prof. Dr. Ferdinand Kramer

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