Eine Flut von Büchern hat das 2000. Jubiläum der Varusschlacht hervorgerufen – Publikationen über die Schlacht selbst werden durch Werke über Rom und Germanien oder über den Krieg in der Antike allgemein ergänzt. Zu populäreren oder wissenschaftlicheren Darstellungen, zu Texteditionen oder Bildbänden können Interessierte greifen.
Viele Fragen stellen sich heute, wo die Deutungen des 19. Jahrhunderts, die den Cherusker Arminius („Hermann“) zum Nationalhelden der Deutschen stilisierten, längst überholt sind: Wie kam es überhaupt zur Schlacht, wie können die beiden Protagonisten Arminius und Varus charakterisiert werden, was bedeutete die römische Niederlage für das Reich und, nach wie vor umstritten: Wo hat die Schlacht überhaupt stattgefunden?
Sachlich und abwägend stellt sich etwa der Tübinger Althistoriker Reinhard Wolters der Aufgabe, Antworten zu finden. Er erläutert die strategische Ausgangslage, die Beziehungen zwischen Rom und den Germanen, vergleicht die Karrierewege des Varus und des Arminius und sichtet kritisch die Quellenüberlieferung. Wolters bestreitet, dass die verlorene Schlacht von den Römern als einschneidende Zäsur wahrgenommen wurde, dies sei eindeutig eine Interpretation der Nachwelt. Dass die Schlacht wirklich in Kalkriese bei Osnabrück stattfand, bezweifelt der Autor.
Rezension: Talkenberger, Heike