Durchsetzungswille, gepaart mit Intelligenz, Egozentrik und Skrupellosigkeit, so charakterisiert der Jenaer Zeithistoriker Norbert Frei den Unternehmer Friedrich Flick. Dessen fulminante Erfolge unter wechselnden politischen Vorzeichen, aber auch die zweifelhaften Geschäftspraktiken, die im Skandal gipfelten, sowie das Verhältnis Flicks zum Nationalsozialismus stehen im Mittelpunkt einer voluminösen Studie. Dem 1883 im Siegerland geborenen Diplomkaufmann gelang früh der wirtschaftliche Aufstieg, der nicht zuletzt auf Transaktionen jenseits der Legalität beruhte. Während der NS-Zeit zum „Vorzeigeunternehmer“ avanciert und Profiteur von Arisierung und Zwangsarbeit, folgte für Flick der jähe Fall nach Kriegsende: seine Verurteilung im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess. Zeitlebens lehnte Flick die Entschädigung für Zwangsarbeiter, eine Mitschuld der Wirtschaftsführer an den Verbrechen des NS-Regimes ab. Nach Ende der Haftzeit schließlich gelang ihm mit der Bildung eines neuen Flick-Konzerns eine dritte Karriere. All dies zeichnet der Band minutiös nach und bietet so tiefe Einblicke in die Verflechtung von Wirtschaft und Politik im 20. Jahrhundert.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger