„Der Führer liebt die Kunst, weil er selbst ein Künstler ist“, brachte Propagandaminister Goebbels das besondere Verhältnis des NS-Regimes zur Kunst auf den Begriff. Lange Zeit stand bei diesem Thema allein die Ausgrenzung unerwünschter Künstler und Stilrichtungen („entartete Kunst“) im Mittelpunkt. Demgegenüber geriet in Vergessenheit, wie stark das Regime Künstler hofierte, privilegierte und sie finanziell großzügig förderte.
Führende Nationalsozialisten wie Hitler, Goebbels und Göring, die „von Kunst besessen“ (Jonathan Petropoulos) waren, ließen sich als Patron der schönen Künste feiern und bewegten sich gern in der Gesellschaft von Schauspielern, Malern, Architekten und Musikern. Auf diese Weise verschaffte sich das „Dritte Reich“ eine glanzvolle Schauseite, die von seinen Verbrechen ablenkte und die „Volksgenossen“ während des Krieges bei Laune hielt.
Die Autoren des von Hans Sarkowicz herausgegebenen Sammelbandes, allesamt ausgewiesene Experten, gehen der Vereinnahmung der Kunst und vieler Künstler in der NS-Zeit detailliert nach. Daß Hanns Johst, Arno Breker, Josef Thorak und andere dem Regime mit Ergebenheit dienten, ist seit längerem bekannt. Wer aber weiß, daß der noch unlängst gefeierte Schau?spieler Johannes Heesters Sondervorstellungen vor der SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“ gab, 1941 das Konzentrationslager Dachau in Begleitung des Kommandanten besichtigte und anschließend mit Orchester und Ballett vor der SS-Wachmannschaft auftrat? Solche ohne Beschönigung dargebrachten Fakten und die zahlreichen in diesem Band versammelten Einzelbiographien von Künstlern geben dem Buch seinen besonderen Reiz.
Rezension: Bajohr, Frank