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Kinder des Feindes

Gisela Heidenreich (Hg.)

Kinder des Feindes

Das Buch „Born Of War – Vom Krieg Geboren“ erzählt die Leidensgeschichte von Kindern, die während des Zweiten Weltkriegs in ganz Europa zur Welt gekommen sind, aber dennoch ein Schicksal teilen: Sie sind Kinder von deutschen Soldaten.

Die meisten Mütter verschwiegen dem Kind oder auch der Familie den Erzeuger. Der Hintergrund war häufig, das Kind und sich selbst vor Anfeindungen zu schützen. Dennoch war dem Umfeld der Ursprung des Kindes oft eher bekannt als dem Kind selbst. Pertti aus Finnland wurde in der Schule als „deutscher Bastard“ beschimpft, ohne zu wissen warum, und er bekam auch keine Erklärung von seiner Mutter oder Großmutter. Zusätzlich litt er unter der immer problematischeren Beziehung zu seinem Stiefvater. Im Alter von 26 Jahren erfuhr Pertti den Namen seines Vaters und erhielt damit erstmalig die Gewissheit, dass sein Stiefvater nicht sein biologischer Vater war. Niemals beantworten können wird er jedoch die Frage, ob sein Vater von der Existenz seines Sohnes wusste, denn sein Vater ist bereits verstorben.  

Die im Krieg geborenen Kinder erlebten das Gefühl von Unvollständigkeit, wurden Beleidigungen ausgesetzt, hatten jahrelang mit einer Fremde in sich zu kämpfen oder dem unterbewussten Empfinden, dass sie von ihrer Mutter, bzw. der Familie, angelogen wurden.

Überlebte der deutsche Soldat den Krieg und kehrte nach Deutschland zurück, so gründete er meist eine neue Familie. Auch hier fielen die Kriegskinder dem Schweigen zum Opfer. Die Französin Françoise etwa verbrachte Jahre damit, zu verarbeiten, dass sie einen deutschen Vater hatte und fasste anschließend den Entschluss, ihn zu suchen. Ihre Mutter wollte sich nicht mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen, und die Kontaktaufnahme zu ihren Halbgeschwistern misslang. Sie wiesen die fremde Frau, die behauptete, ihre Schwester zu sein, zurück.

Die Herausgeberin Gisela Heidenreich hat einige der Suchaktionen persönlich begleitet. Bevor diese Kinder in den nach Ländern sortierten Kapiteln ihre Lebensgeschichte erzählen, beschreiben zu jedem Land einleitende Worte die dortige Situation zwischen Einheimischen und deutschen Soldaten. Heidenreich verbindet mit ihrem Buch die Schicksale von Kindern aus Finnland, Dänemark, Deutschland, Norwegen, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien und Osteuropa und schafft damit einen bemerkenswerten Überblick zu dieser Thematik. Denn Pertti und Françoise stellen mit ihrer Geschichte keine Einzelfälle dar, Forscher schätzen allein in Dänemark und Norwegen die Anzahl von Wehrmachtskindern auf jeweils 10 000 bis 12 000.

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Rezension: Tonia Seibel

Gisela Heidenreich (Hg.)
Born Of War – Vom Krieg geboren
Europas verleugnete Kinder
Ch. Links Verlag, Berlin 2017, 368 Seiten, € 25,–

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