Manfred Flügge stellt in seiner Biographie „Muse des Exils“ die Karikaturistin und Malerin Eva Herrmann vor. Die sorgfältig recherchierte Biographie bietet einen Einblick in die Welt des Exils und der Emigranten. Zahlreiche Dokumente erlauben einen faszinierenden Blick auf die weitgehend unbekannte Malerin und den Künstlerkreis, der ihre Heimat war.
Geboren 1901 in München als Tochter eines amerikanischen Künstlers und einer rumänischen Jüdin, erlebte Eva Herrmann eine schwierige Kindheit, die geprägt war von Krankheiten, häufigen Umzügen und dem erbitterten Scheidungskrieg ihrer Eltern. Mit 18 Jahren reiste sie das erste Mal in die USA und pendelte dann zwischen Bayern, Berlin und den USA. Häufige Reisen – ermöglicht durch den Wohlstand des Vaters – führten sie in die Sowjetunion, nach Frankreich und Los Angeles. Während ihres Kunststudiums in Berlin begann sie eine Beziehung zu dem Dichter und späteren Kulturminister der DDR, Johannes R. Becher.
In den folgenden Jahren wird die Liste der Bekanntschaften aus Künstlern, Malern und Dichtern immer beeindruckender. In Sanary-sur-Mer, dem Intellektuellen-Exil im Süden Frankreichs, lernte die junge Malerin Aldous und Maria Huxley, Lion Feuchtwanger, Sybille Bedford und Balthus kennen. Bereits 1927 traf sie in New York auf Erika und Klaus Mann, die sie wie eine Adoptivtochter aufnahmen. 1940 siedelte sie dauerhaft nach Los Angeles über, wo sie sich dem Okkulten zuwandte. Esoterikzirkel und Gespräche mit den Verstorbenen waren Teil ihrer Selbstinszenierung als Medium. Besonders Herrmanns Karikaturen von anderen Künstlern waren ausgezeichnet. Großer Erfolg war ihr dennoch nicht beschieden, dafür war ihr Leben zu unstet. Manfred Flügge widmet Hermanns Werk – Zeichnungen, Karikaturen, einem Kinderbuch und dem spiritualistischen Spätwerk – nur wenige Seiten. Die Bedeutung der Frau, die hier porträtiert wird, liegt also eher im Dunstkreis derer, deren Leben sie berührte. Spannend sind die Vernetzungen im Künstlerkreis der Huxleys, Manns und Feuchtwangers, durch die sich Eva Herrmann selbstverständlich bewegte.
Rezension: Christina Reich