In seiner kurzen Biographie stellt Volker Ullrich zwar nur einen kleinen, allerdings ebenso gehaltvoll wie unterhaltend geschriebenen Lebensabriß dar. Er konzentriert sich voll (bisweilen vielleicht allzu stark) auf die Entwicklung der Persönlichkeit Napoleons, dieses aus kleinen Verhältnissen stammenden korsischen Adligen, dem die Offiziersausbildung in Frankreich und später die Revolutionskriege aufgrund seines militärischen Talents und ungemein günstiger äußerer Um?stände einen geradezu märchenhaften Aufstieg ermöglichten. Unter den besonders gelungenen Kapiteln ragen das über den „Zenit der Macht“ und das über Napoleons Nachleben hervor, in dem die Funktion der auf St. Helena gestrickten Napoleon-Legende für den Aufstieg seines Neffen Louis Napoléon zum französischen Staatspräsidenten und Herrscher des Zweiten Kaiserreichs plausibel gemacht werden. Als erster Einstieg in die Probleme des napoleonischen Zeitalters ist das kleine Buch daher gut geeignet. Allerdings enthält es einige Flüchtigkeiten und Fehler, die man in einer Neuauflage beseitigen sollte. Zum Beispiel konnte „Österreich“, das heißt der Kaiser, das linke Rheinufer 1797 gar nicht von sich aus an Frankreich abtreten, sondern sich lediglich dafür auf dem Reichstag verwenden. Außerdem wurde das Königreich Westfalen nicht nur aus preußischen Westgebieten gebildet, und das Großherzogtum Toskana sowie das Königreich Etrurien wurden nie miteinander vereinigt, sondern sind Bezeichnungen für ein und dasselbe Territorium zu verschiedenen Zeiten.
Rezension: Erbe, Michael