Ein kalifornischer Wissenschaftler hat die Dynamik einer mehr als 25.000 Jahre alten Wurfwaffe mittels modernen Digitalaufnahmen und Computersimulationen analysiert. Die in der Fachzeitschrift American Journal of Physics (Band 71 Seite 345) veröffentlichte Studie soll unter anderem die Einordnung von Fundstücken dieser Wurfwaffen, die etwa 15.000 Jahre vor der Einführung des Bogens in Afrika aufkamen, erleichtern sowie die Wurftechniken unserer Vorfahren erklären helfen.
Das unter dem Namen „Atlatl“ bekannte Wurfgerät gleicht in gewisser Weise einer etwa 30 bis 100 Zentimeter langen Häkelnadel. An dem einen Ende des Stabes ist in der Regel eine griffige Handfläche angebracht, während das andere eine Öffnung aufweist, in die ein dünner und leichtgewichtiger Dartpfeil hineingeschoben werden kann. Durch eine rasche Bewegung des Handgelenks werden die Pfeile dann abgefeuert. Der stabförmige Körper des Atlatls dient dabei als Hebel, so dass die Pfeile auf Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde beschleunigt und mehr als 200 Meter weit davonschnellen können.
Richard Baugh aus Palo Alto in Kalifornien hat nun unter Zuhilfenahme von Digitalaufnahmen moderner Atlatl-Würfe ein Computermodell eines Atlatls entwickelt. Dabei fand er heraus, dass dessen Gewicht nur einen geringen Einfluss auf die Geschwindigkeit des abgeschossenen Pfeils ausübt. An historischen Atlatls angebrachte Gewichte scheinen daher im Gegensatz zu der herkömmlichen Lehrmeinung einer Reihe von Historikern nur eine schmückende Funktion ausgeübt zu haben.
Viel wichtiger als das Gewicht des Atlatls ist der Studie zu Folge dessen Elastizität. Dieser von Enthusiasten moderner Versionen des Atlatls bekannte Umstand wird in der Arbeit Baughs nun zum ersten Mal auf eine feste physikalische Grundlage gestellt. Mehr zur Geschichte und der Funktionsweise des Atlatl findet sich auf der Webseite der internationalen Atlatl-Vereinigung.
Stefan Maier