Der Einfluss des Gravitmagnetismus ist so klein, dass sich die Rotationsachsen von drei perfekt runden, kreiselnden Kugeln auf dem Nasa-Satelliten Gravity Probe B innerhalb eines Jahres lediglich um 42 Milli-Bogensekunden verschieben müssten. Die Daten des Satelliten, der von 2003 bis 2005 zwei Jahre lang um die Erde kreiste, werden gerade ausgewertet.
Zu ihrer eigenen Überraschung konnte das Forscherteam um Tajmar den Effekt nun aber auf der Erde nachweisen, und zwar bei rotierenden Supraleitern. Die Kraft, die ein sich drehender, supraleitender Niob-Ring auf Beschleunigungsmesser ausübte, war allerdings um 17 Größenordnungen ? also um den Faktor 10 hoch 17 ? stärker als von der Relativitätstheorie vorhergesagt. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Gravitonen in Supraleitern nicht mehr masselos sind, sondern die unvorstellbar winzige Masse von 10 hoch -54 Kilogramm besitzen. Zum Vergleich: Ein Elektron wiegt 10 hoch -30 Kilogramm.
Bislang konnten die Forscher alle ihre theoretischen Überlegungen experimentell überprüfen, heißt es im „New Scientist“. Insgesamt führten sie 250 Versuche mit unterschiedlichen Supraleitern sowie zusätzlichen und präziseren Sensoren durch, um mögliche Fehlerquellen auszuschließen. Die Gemeinde der theoretischen Physiker ist dennoch skeptisch: „Sollte das Graviton eine Masse besitzen, müsste das Standardmodell der Teilchenphysik neu geschrieben werden“, sagt etwa James Overduin von der Stanford University. Auch für die Kosmologie hätte diese Entdeckung weitreichende Konsequenzen.
Sollten sich die Befunde des österreichischen Teams bestätigen, könnten einige Science-Fiction-Technologien Wirklichkeit werden: Theoretisch könnte der Gravitomagnetismus genutzt werden, um ein Kraftfeld zu erzeugen, das die Schwerkraft aufhebt. Objekte könnten so zum Schweben gebracht oder mit einem „Traktorstrahl“ angezogen werden. Das erscheint aber selbst den Entdeckern des Effektes noch als ferne Vision.