Motten, die nachtaktiven Verwandten der Schmetterlinge, haben ein schlechtes Image: Ihre Raupen gelten als Schädlinge, giftige Vertreter wie der Eichen-Prozessionsspinner befallen Bäume und fressen das gesamte Laub auf, und im Kleiderschrank oder Küchenregal möchte man sie lieber auch nicht haben. Dabei sind viele Arten der Nachtfalter wichtige Bestäuberinsekten, wie ein britisches Forscherteam jetzt herausgefunden hat. So auch der Mittlere Weinschwärmer, der oben im Bild zu sehen ist – samt den Staubblättern einer Grünlichen Waldhyazinthe, die auf dem Kopf der Motte liegen.
Für ihre Studie untersuchten die Ökologen der Universitäten York, Newcastle und Hull Pollen aus dem Rüssel und den Härchen der Tiere – insgesamt 622 Motten aus 41 Arten. Dazu nutzten sie neben einer mikroskopischen Analyse das sogenannte DNA Metabarcoding – eine neue Methode, um Pollen anhand ihres Erbguts zu identifizieren. „Über die Hälfte der Pflanzenarten, deren Pollen wir gefunden haben, waren bislang nicht dafür bekannt, von Motten angeflogen zu werden“, erklärt Callum Macgregor von der University of York. Dazu gehören Erbsen, Soja und Raps.
„Besonders interessant ist auch, dass viele der Pollen von Pflanzen stammten, die typischerweise von Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlingen besucht werden“, betont Macgregor. Denn gerade Bienen sind zwar effektive Bestäuber, entfernen sich allerdings nicht weiter als fünf Kilometer von ihrem Stock. Pflanzen könnten von der größeren Flugdistanz der weniger standorttreuen Nachtfalter profitieren, vermuten die Forscher. Die nächtlichen Pollentransporteure könnten so Inzucht unter den Pflanzen vermeiden.
Die Studie ist im Fachmagazin Ecological Entomology erschienen.