Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Gegen Diabetes und Co: Essen im Zeitfenster

Gesundheit|Medizin

Gegen Diabetes und Co: Essen im Zeitfenster
Eingeschränkte Esszeiten können sich günstig auf Gewicht und Gesundheit auswirken. (Bild: bagi1998/iStock)

Nur innerhalb von zehn Stunden täglich etwas essen. Einer Pilotstudie zufolge profitieren besonders die Menschen von dieser Variante des Intervallfastens, die unter dem weitverbreiteten metabolischen Syndrom leiden. Die Akzeptanz scheint hoch zu sein und der Effekt beachtlich: Bei vielen Teilnehmern führte das zeitlich eingeschränkte Essverhalten innerhalb von zwölf Wochen zu Gewichtsverlust, Blutdrucksenkung und Stabilisierung des Blutzuckerspiegels. Damit verringerten sie ihr Risiko für die Entwicklung von Diabetes und weiteren gesundheitlichen Problemen.

Das sogenannte Intervallfasten hat in der letzten Zeit enorme Popularität erlangt. Der Erfolg hat eine wissenschaftliche Grundlage: Studien haben gezeigt, dass die Beschränkung der Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeitfenster zu einer Gewichtsreduktion und zur Verbesserung von Gesundheitswerten führen kann. Man geht davon aus, das der Effekt teilweise darauf beruht, dass zeitlich begrenztes Essen den individuellen Tagesrhythmus stärkt. Unregelmäßige Essgewohnheiten stören dieses System hingegen und begünstigen dadurch die Entwicklung von Übergewicht und Stoffwechselstörungen.

Studien zum Effekt des Intervallfastens wurden bisher allerdings meist an gesunden Menschen und Mäusen durchgeführt. Die Forscher um Pam Taub von der University of California in San Diego haben nun hingegen eine spezielle Gruppe ins Visier genommen: Menschen, die unter dem metabolischen Syndrom leiden. Es ist gekennzeichnet durch Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und eine gestörte Glukosetoleranz – eine Hauptursache für Diabetes Typ 2. Das Problem ist ausgesprochen weit verbreitet: In den USA ist etwa ein Drittel der Bevölkerung betroffen, betonen die Wissenschaftler. „Wenn bei jemandem ein metabolisches Syndrom diagnostiziert wurde, ist schnelles Eingreifen nötig, um problematische Folgen abzuwenden. Denn Betroffene weisen ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfällen auf“, sagt Taub.

Die Akzeptanz ist ein Hauptproblem

In der Regel wird den Betroffenen schlicht Abnehmen, Sport und eine bessere Ernährung verordnet. Doch viele können diese Empfehlungen aus verschieden Gründen nicht umsetzen. „Es ist sehr schwierig, sie dazu zu bringen, dauerhafte und sinnvolle Änderungen vorzunehmen“, sagt Taub. Methoden, die besser akzeptiert werden, sind deshalb gefragt. Vor diesem Hintergrund haben Taub und ihre Kollegen nun das Potenzial des Intervallfastens ausgelotet. Ein Zeitfenster von zehn Stunden schien dazu günstig, da es sich in früheren Studien als effektiv gezeigt hat und nicht zu sehr einschränkt, sodass die Patienten auch am Ball bleiben.

Anzeige

An der Pilotstudie haben 19 Probanden mit metabolischem Syndrom teilgenommen. Ihr gewohntes Ess- und Trinkverhalten erstreckte sich über einen täglichen Zeitraum von 14 oder mehr Stunden – vom morgendlichen Kaffee mit Zucker und Sahne bis zum nächtlichen Snack vor dem Zubettgehen. Für die Studie sollten die Teilnehmer drei Monate lang ihre Nahrungsaufnahme auf ein Zeitfenster von nur zehn Stunden reduzieren. Ansonsten ließen ihnen die Forscher viel Spielraum: „Wir haben unseren Probanden gesagt, dass sie frei wählen können, was sie essen und wann sie ihre Mahlzeiten einnehmen, solange sie in dem 10-Stunden-Fenster bleiben“, sagt Co-Auto Satchidananda Panda vom Salk Institute for Biological Sciences in La Jolla. Die Teilnehmer der Studie verwendeten zur Unterstützung eine Smartphone App, um ihre Essenszeiten zu protokollieren. Außerdem kamen Geräte zur Erfassung des Schlaf- und Wachmusters zum Einsatz sowie zur Kontrolle des Glukosespiegels. Zudem wurden Blutdruck- und Cholesterinwerte erfasst.

Großes Potenzial zeichnet sich ab

Wie die Forscher berichten, blieben fast alle Teilnehmer dem Konzept im Verlauf der drei Monate treu. „Wir haben festgestellt, dass sie sich meist dazu entschlossen, später als üblich etwa zwei Stunden nach dem Aufwachen zu frühstücken und schon etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen zu Abend zu essen“, berichtet Panda. Von dieser Verhaltensänderung konnten die Probanden offenbar deutlich profitieren: Nach den drei Monaten hatte sich ihr Gewicht um durchschnittlich drei Kilogramm verringert. Die Auswertungen der Gesundheitsparameter zeigten zudem eine Verbesserung der Blutzuckerwerte und eine Senkung der Cholesterin- sowie der Blutdruckwerte. Einige Probanden konnten sogar Medikamente nach Abschluss der Studie senken oder absetzen.

Auch weitere positive Effekte waren zu verzeichnen: Die meisten Studienteilnehmer schliefen besser als zuvor und etwa die Hälfte berichtete, generell mehr Energie zu haben. Außerdem betonten sie, dass der Plan leichter zu befolgen sei als das Zählen von Kalorien oder das Starten eines Trainingsprogramms. Dies scheint auch ein weiteres Ergebnis zu bestätigen: Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer haben das Konzept nach der Studie fortgeführt, berichten die Wissenschaftler.

Basierend auf diesen vielversprechenden Ergebnissen haben sie nun eine umfangreiche Anschlussstudie gestartet, um die Effekte zu bestätigen und detaillierter zu untersuchen. Abschließend verdeutlichen sie noch einmal die Bedeutung und das Potenzial einer effektiven Strategie im Kampf gegen das metabolische Syndrom. Im Hinblick auf die USA sagt Panda: „Durch die Verzögerung des Ausbruchs von Diabetes um nur ein Jahr bei einer Million Menschen könnten etwa 9,6 Milliarden US-Dollar an Gesundheitskosten eingespart werden.“

Quelle: Cell Press, Fachartikel: Cell Metabolism, doi: 10.1016/j.cmet.2019.11.004

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Scha|lup|pe  〈f. 19; Mar.〉 auf größeren Schiffen mitgeführtes Beiboot, Küstenfahrzeug [<frz. chaloupe … mehr

Oo|plas|ma  〈[o:o–] n.; –s, –plas|men; Biol.〉 Plasma der Eizelle; oV Ovoplasma … mehr

To|po|gra|phie  〈f. 19〉 = Topografie

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige